Donnerstag, 10. Dezember 2015

Ein ganz normaler Tag bei PDS

Um 7.30 Uhr morgens klingelt der Wecker. Jetzt heißt es schnell aufstehen und Duschen, für mich einer der größten Überwindungen am Tag, weil das Wasser doch sehr kalt ist. Ich öffne die Tür von meinem Zimmer und werde von meinem Teampartner Liam begrüßt, der direkt gegenüber von mir wohnt. Gemeinsam gehen wir, am gerade im Bau befindlichen Museum vorbei zu dem Gebäude in dem wir unser Essen einnehmen. Josef, unser Koch erwartet uns mit seinem selbst gemachten Saft und variierenden Speisen. Neben uns sitzt ein Tourist aus Österreich, der für eine Ayurvedakur da ist. Gesprochen wird am Tisch trotzdem Englisch, weil ein Geschäftsmann aus England gestern angekommen ist, der ein eigenes Geschäft mit dem Handel von Organic Spices über das Internet aufgebaut hat. 
Ich freu mich jedes Mal auf neue Gäste und deren Geschichten und werde auch dieses mal nicht enttäuscht. Tim erzählt in seiner Muttersprache von einer Motorradtour von Indien nach England, später dreht sich das Gespräch um Motorräder und indischen Verkehr. 
Nach dem Essen und einem kurzen Abstecher zu unseren Zimmern um Laptop und Kamera zu holen, warten wir auf Jomon, einen sehr netten Mitarbeiter, der auch zum Office muss und uns deswegen oft mitnimmt. Wir steigen in den Jeep ein, der hinten offen ist und sich perfekt für die Straßen Indiens eignet. Nach einem drittel der Strecke kommt uns ein Motorradfahrer entgegen. Jomon Hupt erfreut und beide bleiben mitten auf der Straße stehen und unterhält sich. Dann geht es durch das Nachbardorf Kuttikanam, vorbei an Kühen die auf der Straße liegen und unzähligen Teeplantagen, weiter zu unserem Office in Peermade. Auf der Fahrt erzählt uns Jomon, wie er seinen Job bei PDS bekommen hat. Als Sohn eines Farmers suchte er Arbeit und ging nach Tamil Nadu, wo er anfing als Fahrer zu arbeiten. Oft musste er als Fahrer aber mehr warten als fahren und  hatte während dieser Zeit die Möglichkeit Leute zu beobachten, die an einem Computer arbeiteten. Eines Tages wurde jemand gebraucht, der für den Chef einen Brief am Computer schreiben konnte und Jomon konnte sein Können beweisen. Mit seinen Kenntnissen bewarb er sich nun auf eine Stelle bei PDS und wurde genommen. Jomon arbeitet für PDS als Buchhalter.
Der Jeep in dem wir oft fahren. 

Morgens findet im Office immer ein Morgengebet statt, an dem wir auch immer teilnehmen, denn wir sind ja auch Teil des Teams. Danach gehen wir hoch an unseren Arbeitsplatz, einem größeren Raum, indem wir zusammen mit anderen Mitarbeitern sitzen. Unsere Arbeit bestehen hier aus Film schneiden, Fotos bearbeiten und anderen Arbeiten rund um die Filme, die wir machen. Dazu kommen noch Aufgaben wir Berichte schreiben,  Recherche betreiben und sonstigen Aufgaben die ab und zu anfallen, wie  zum Beispiel einen Flyer entwerfen. Da neben unserem Office eine Moschee ist, ertönt kurz vor dem Mittagessen immer der Muezzin und ruft zum Gebet. 


Nach dem Essen haben wir ein Fieldvisit. Wir treffen den Sohn eines Farmers nach einer viertel Stunde Busfahrt in einem kleinen Dorf. Der Engländer ist mit ihm gekommen, beide mit einem Motorrad. Die Farm liegt weit außerhalb, also heißt es ab aufs Motorrad und schon geht es als Beifahrer durch die wunderschöne Landschaft Keralas. Angekommen, werden wir freundlich von Jose, dem Farmer und seiner Frau begrüßt und wir können viele Aufnahmen von angebautem Pfeffer und  anderen Gewürzen machen. Unsere Arbeitszeit ist nun vorbei und wir fahren zurück nach Kuttikanam, wo wir im vorbeifahren ein kleines Café entdeckt haben, was von außen den Eindruck erweckt als könnte es dort vielleicht echte Schokoladenmuffins geben. Wir werden nicht enttäuscht, es gibt neben Muffins sogar Schokolavakuchen und echten Kaffee, ich fühle mich wie im siebten Himmel. 
Mit der Riksha geht es nun gequetsch zwischen 4 anderen Mitfahrern nach Pambanar, wo wir einem Schneider den Auftrag gegeben haben, jedem von uns einen Sportbeutel zu nähen. Hinten ist die Bank der Riksha schon voll, deswegen setze ich mich mit auf den sitz vom Fahrer, ein wenig unbequem aber dafür kostet die Fahrt auch nur 10 Rupien (circa 7 Cent).  Die Beutel sind zwar nicht perfekt geworden, da der Verkäufer nicht sehr gut Englisch spricht und wir ihm eigentlich, außer mit einer Zeichnung, kaum erklären konnten was wir wollten. Trotzdem übertreffen sie unsere Erwartungen und wir sind sehr zufrieden. 

Endlich geht es nach Hause zum Abendessen. Es gibt Chapatti und eine Soße mit Erbsen - sehr lecker! Auf dem Weg zum Haus besuchen wir noch unseren Nachtwächter. Wir haben ein paar Adventskalender gebastelt und für ihn ist natürlich auch einer dabei. Nach einigen Erlärungsversuchen vertrauen wir darauf, dass er das Prinzip verstanden hat und als wir später einen Blick aus dem Fenster auf sein Wächterhäuschen werfen, sehen wir, wie er neugierig alle Päckchen betastet. Weil es immer schon um 6 Uhr dunkel wird, haben wir nach dem Abendessen nur noch wenig Programm. Dann heißt es entweder Wäsche waschen oder noch einen Film schauen.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Religionen in Indien

Oft, wenn wir im Office von PDS sind um Arbeit am Laptop zu erledigen, hört man zwei oder dreimal am Tag den Muezzin zum Gebet rufen. Direkt neben dem Office befindet sich die Moschee von Peermade, der Stadt in der sich das Office befindet. Ich persönlich kannte so etwas vorher nicht. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, jemals einen Muezzin in Deutschland gehört zu haben. Der Ruf des Muezzin hat für mich persönlich etwas schönes, besonders hier vor wir wohnen. Eine Moschee direkt neben dem Zentrum einer christlichen Organisation. Für mich steht das für ein Phänomen, was man hier überall beobachten kann: Viele Religionen an einem Ort, die miteinander Leben.

Egal zu welchem Thema man sich Indien anguckt, es gibt es immer viele verschiedene Aspekte. Bei bei Essen, Politik oder eben Religion.

Von außen ist das Land bekannt für eine gewisse Spiritualität. Das hat vor allem die Religion des Hinduismus verursacht, die eine Vielzahl von bunten Riten und Göttern beinhaltet. Dennoch, ist der Hinduismus nicht die einzige prägende Religion in diesem Land. Die sechs Hauptreligionen Hinduismus, Islam, Christentum, Sikhismus, Buddhismus und Jainismus prägen das stark religiöse Land, manche mehr und manche weniger. Dieser Artikel wird sich vor allem mit den in Europa weniger bekannten Religionen des Hinduismus, Sikhismus und Jainismus beschäftigen.


Der Hinduismus

Nach dem letztem Zensus im Jahre 2011 gehören 79,8% der Inder dem Hinduismus an. Der Hinduismus gilt als die älteste Religion der Welt. Als die dominanteste Religion im Land sieht man ihren Einfluss überall, egal ob in der Fahrt im Bus oder beim Besuch im Tempel. In Kerala, der Bundesstaat in dem wir wohnen, ist der Einfluss schwächer als im Rest des Landes, dennoch ist er nicht zu Übersehen. Der Hinduismus basiert auf dem Glaube, dass die Seelen von Menschen und Tier immer wieder, in verschiedenen Formen, zurück auf die Erde kommen. Hindus glauben, dass die Seele in einer Art Hierarchie auf und ab wandert, basierend auf dem Verhalten in einem Leben. Eine Person die in eine höhere Kaste geboren wird hat somit, nach dem hinduistischen Glauben, viele gute Taten in ihrem letzten Leben vollbracht. (Das Kastensystem ist kompliziert und verdient einen ganz eigenen Artikel. Es gibt verschiedene Kasten, die man mit Gesellschaftsschichten vergleichen kann. Das Kastensystem ist heute weniger present in Indien als früher, spielt aber dennoch eine Rolle. Wichtig ist hier, dass alle Kasten in eine Hierarchie eingeordnet sind. So gibt es höhere Kasten und niedrigere.) Je besser sich ein Hindu in seinen Leben verhält, desto mehr “Karma” sammelt er und steigt auf im Kastensystem, um am Ende “Nirvana” zu erreichen. Nirvana zu erreichen bedeutet den Kreislauf der Wiedergeburt zu durchbrechen und in eine Art “Himmel” aufzusteigen. Der Pfad dort hin setzt sich zusammen aus guten Verhalten, verschiedenen Riten, Hingabe zur Religion und der sogenannte “Weg des Wissens”, vergleichbar mit dem Begriff der Erleuchtung. Wie andere Religionen, besitzt der Hinduismus auch heilige Schriften. Diese beinhalten Lobhymnen (genannt “Mantras”), Opferrituale (“Brahmanas”), Lehren des Hinduismus (Upanishads), Gesetze (vergleichbar mit den Geboten im Christentum), sowie Mythen, Geschichte, Legenden und Epen. 

Das Symbol des Hinduismus ist das "Om" Zeichen. Es ist auch ein Mantra und findet sich in vielen hinduistischen Schriften wieder.

Im Hinduismus gibts es viele Götter, hier eine kleine Auswahl. Interessant ist dabei, dass es im Hinduismus (anders als im Islam oder im Christentum) Gang und Gebe ist die Götter auf verschiedenste Weise und überall abzubilden:

Brahma, the Creator: Brahma ist der “Erschaffer” von allem, wahrscheinlich der wichtigste Gott. Er besitzt vier Köpfe und vier Arme.

Vishnu, the Preserver: Vishnu ist verantwortlich dafür, die Harmonie und das Gleichgewicht in der Welt zu erhalten. Vishnu wird in vielen verschiedenen Formen verehrt, meist jedoch in der Form seiner “Avatare”: “Rama”, ein sehr beliebter Gott, der als der perfekte Sohn, Ehemann und König dargestellt wird und “Krishna”, ein Gott der die heiligen Schriften lehrt und den Hindus versprochen hat, dass er zur Erde zurückkehren wird, um sich den Menschen zu zeigen. Vishnu besitzt auch vier Arme.

Shiva, the Destroyer: Shiva wird als der Zerstörer von allem dargestellt, jedoch auf eine positive Art und Weise. Shiva zerstört Dinge, damit sie neu und besser entstehen können. Shivas Körper ist bedeckt mit Asche und er wird oft in meditativer Form dargestellt.

Saraswati, Goddess of Learning: Saraswati ist die Göttin des Lernens, der Musik, Sprache und Weisheit. Sie besitzt vier Arme, die die vier menschlichen Aspekte des Lernens darstellen sollen: Den Verstand, den Geist, Wachsamkeit und das Ego.

Ganesha, God of Wisdom and Remover of Obstacles: Ganesha besitzt einen Elefantenkopf und steht für Intelligenz und Aufmerksamkeit und wird, wegen seinem dicken Bauch, oft auch mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.


Der Sikhismus

Dem Sikhismus gehören circa 2% der indischen Bevölkerung an. Diese Religion ist im Vergleich zu den meisten anderen sehr jung, da sie erst im 15. Jahrhundert entstand und ist vor allem im Bundesstaat Punjab vertreten, wo sie auch herkommt. Der Sikhismus wurde von Guru Nanak begründet. Guru Nanak vereinte verschiedene, seiner Meinung nach, besten Aspekte der anderen vorherrschenden Religionen im Sikhismus. Im Sikhismus besitzt jeder die gleichen Rechte, egal welcher Religion, Kaste, Geschlecht, Hautfarbe oder Rasse er angehört. Dazu weist der Sikhismus jegliche Art von unnötigen Ritualen zurück. Ein Sikh glaubt an einen Gott und in die Lehren der “Gurus”, eine Form von Meistern. Der letzte von zehn Sikh Gurus war Guru Gobind Singh, der 1708 starb. Seitdem halten sich Sikhs and ihre heilige Schrift, die Guru Granth Sahib, eine Sammlung von Lehren der zehn Gurus. Sikhs praktizieren ihre Religion vor allem in “Gudwaras”, ein Ort der vergleichbar mit einer Kirche oder einer Moschee ist. Sikhs glauben, dass Got überall ist und unterstützen somit Pilgern nicht. Ein wichtiger Bestandteil des Sikhismus sind die fünf K’s, fünf Artikel des Glaubens, die den Sikhismus prägen. Die erste Artikel ist “Kesh”, was Haar bedeutet. Sikhs haben meist sehr gepflegte Kopf und Gesichtsbehaarung. Viele Sikhs besitzen lange Haare und Männer tragen oft einen Turban, sowie einen langen Bart. Die weiteren Artikel sind “Khanga”, welches Kamm bedeutet und für Sauberkeit steht, “Karma”, was Verbindung bedeutet und einen speziellen Stahlarmreif bezeichnet und die Verbindung zwischen den Sikhs und ihren Gurus darstellt. Der Dritte Artikel ist “Kachha”, eine Art längere Unterwäsche, die eine traditionelle Art von Kleidung für die Sikhs ist. Der letzte Artikel ist “Kirpan”, eine Art Schwert, welches für Respekt, Selbstrespekt, Ehre und Freundlichkeit steht. Da Sikhs lange um die Anerkennung ihrer Religion kämpfen mussten, hat es oft auch die Bedeutung von Macht und Freiheit.

Das Symbol des Sikhismus ist das sogenannte "Khanda". Das Symbol setzt sich zusammen aus zwei gekreuzten Schwertern, welche für Wissen und den Glaube in Gott stehen. Der Kreis über den Schwertern wird "Chakar" genannt und steht für die Endlosigkeit von Gott.

Beeindruckend am Sikhismus finde ich persönlich die Offenheit gegenüber anderen Religionen. Als wir einen Gudwara in der indischen Stadt Coimbatore besuchten, wurde uns erklärt, dass jeder den Sikh Tempel für seine eigene Religion benutzen kann, egal welcher er angehört. So kommen zu Gudwaras auch viele Angehörige anderer Religionen, um ihren Glauben auszuüben. Diese Toleranz ist ungewohnt, da sie in anderen Religionen meist nicht vorhanden ist.


Der Jainismus

(Kleine information: In vielen Religionen, wie dem Hinduismus, dem Buddhismus und auch dem Jainismus sieht man oft ein Symbol, was an ein Hakenkreuz erinnert. Das Symbol, welches in diesen Religionen verwendet wird, hat jedoch rein gar nichts mit dem Hakenkreuz zu tun, was aus dem dritten Reich bekannt ist. Adolf Hitler missbrauchte das Symbol für seine eigenen Zwecke.)

Als letzte Religion möchte ich den Jainismus betrachten. Es gibt nur wenige Jains in Indien, der Religion gehören ungefähr nur 0,4% der Bevölkerung an. Dennoch ist es eine sehr außergewöhnliche Glaubensrichtung und definitiv wert hier beschrieben zu werden. 

Der Jainismus sieht die Seele von Mensch und Tier als eine lebende Substanz an, die in Verbindung mit verschiedenen, nicht lebendigen Substanzen steht. Der Jainismus konzentriert sich auf vollkommene Inaktivität und Gewaltlosigkeit gegenüber allen lebenden Menschen und Tieren. Aus diesem Grund tragen Jain Mönche und Nonnen Gesichtsmasken, die verhindern sollen, dass sie aus Versehen kleinste Organismen einatmen. Manche Jains kehren auch den Boden um sich herum mit speziellen Besen, um zu verhindern, dass sie beim Sitzen oder Laufen Kleintiere töten. Alle Jains sind auf Grund ihres Glaubens Vegetarier.

Im Jainismus gibt es zwei Hauptdivisionen. Zum einen die Digambara Mönche, die keine Kleidung tragen und die Svetambara Mönche und Nonnen, die weiße Kleidung tragen und Schüsseln mit sich tragen, um Essen zu sammeln. Jains feiern vor allem die fünf wichtigsten Ereignisse im Leben des Begründers ihrer Religion, Vardhamana Mahavira: Empfängnis, Geburt, Verzicht, Erleuchtung und als letztes die Freigabe nach dem Tod. Für viele Angehörige des Jainismus ist es normal an Riten von anderen Religionen, wie Hinduismus, Islam oder Christentum, teilzunehmen.

Das Zeichen des Jainismus setzt sich aus verschiedenen Symbolen zusammen. Der Text am unteren Rand, "Parasparopagraho Jivanam", bedeutet übersetzt "Leben und Leben lassen". Die Swastika ist ein sehr wichtiges Symbol im Jainismus. Die vier Arme der Swastika repräsentieren die vier Arten des Daseins, nach dem Jainismus: Göttliche Wesen, menschliche Wesen, höllische Wesen und niedere Wesen (Flora und Fauna). Der Text auf der Hand (welche "Ahimsa" genannt wird), bedeutet übersetzt so viel wie "kein Verletzten".

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Ich wollte in diesem Artikel nicht auch noch mal extra auf den Islam und das Christentum eingehen, obwohl sie beide in diesem Land stark vertreten sind. Nach dem Zensus von 2011 gehören circa 14,2% der Inder dem Islam an und 2,3% dem Christentum. Besonders in unserem Bundesstaat, Kerala, ist das Christentum sehr stark vertreten. Dennoch wollte ich nicht viel zu diesen Religionen sagen, da sie den meisten bekannt sein dürften. Noch dazu bin ich der Meinung, dass man in der heutigen Zeit und im Zusammenhang mit Geschehnissen der letzten Monate und Jahre, erwarten kann, dass sich jeder zumindest ein bisschen mit besonders diesen beiden Religionen auseinandergesetzt hat. 

Es gibt glaube ich nur wenige Themen bei denen ich das sagen würde, aber ich denke, was den Aspekt der Religion angeht, kann man die Mehrheit der indischen Menschen als Vorbild ansehen. In vielen Teilen, besitzt das Land die gleichen Herausforderungen wie viele andere Länder, was Toleranz und das Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen Glaubensrichtungen angeht. Konflikte zwischen Anhängern der verschiedenen Religionen, der Einfluss der Religionen auf die Politik und fragwürdige Vorgänge, beziehungsweise Praktiken bei allen Religionen lassen sich auch hier beobachten. Dennoch, zeigt das alltägliche Leben hier, dass es sehr einfach und vollkommen normal sein kann, friedlich in einer Gesellschaft zu leben, in der sich Menschen mit verschiedenen (oder auch keinen) Glaubensrichtungen befinden.

Jeder hier kennt andere Religionen und Lebensweisen, weil man damit aufwächst, dass es um einen herum Menschen gibt, die an etwas anderes glauben oder ihr Leben anders leben. Und trotzdem gibt es nur wenige Probleme. Ich glaube es gibt keinen besseren Beweis, dass es auch weltweit funktionieren kann.


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Quellen:
http://www.culturalindia.net
http://hindunet.org
http://www.canteach.ca
http://adaniel.tripod.com
Bilder von Wikipedia

Donnerstag, 5. November 2015

Politik in Indien - Wahlen und Die Regierung Modi

Vor kurzem fanden im Bundesstaat Kerala, in dem wir leben, die regionalen Distriktwahlen statt. Dabei wählt die Bevölkerung die politische Vertretung der einzelnen Distrikte von Kerala. In unserem Fall ist das der Distrikt Idukki. Die Ergebnisse stehen noch nicht fest, dennoch beeindruckte uns die herausragende Wahlbeteiligung von 80 % im unserem Distrikt. Da die meisten Menschen hier offen über Politik reden, sobald man es schafft sich ein wenig anzunähern, dachten wir, dass ein Artikel über die politische Situation Indiens vielleicht mal ganz interessant wäre.

Überall Wahlplakate in Vandiperyar, eine Stadt nahe uns.



Mit dreimal so vielen Einwohnern wie Europa ist Indien das am 2. meisten Bevölkerte Land der Erde. Die größte Demokratie der Welt steht vor massiven Problemen. 50% der indischen Bevölkerung ist unter 25, weshalb jedes Jahr 12 Millionen Menschen auf den Arbeitsmarkt strömen. Für 25 % der im Land lebenden Bevölkerung gibt es immer noch keinen Strom . Auch Umweltprobleme machen dem Land zu schaffen, (die Luft in Mumbai ist so stark verschmutzt, dass man täglich Rauch, vergleichbar mit der Menge von zweieinhalb Schachteln Zigarretten inhaliert) die Atmosphäre ist verpestet und es droht eine Wasserkrise. 
Vor all diesen Problemen stand der Mann, der am 16 Mai 2014 mit einer absoluten Mehrheit von 31% zum neuen Premierminister Indiens gewählt wurde - Narendra Modi.
Narendra Modi wurde am 17 September 1950 in Vadnagar geboren und  wuchs als drittes von 6 Kindern in einer eher ärmlichen Händlerfamilie auf. Im Alter von 8 Jahren entdeckte Modi die RSS (Rashtriya Swayamsevak Sangh) die ihm später half in der Partei BJP Fuß zu fassen.
 Die RSS gilt als extremistische Hindu Organisation und gilt als einer der größten Verein der Welt. Immer wieder wurde an ihm kritisiert, dass er religiöse Minderheiten unterdrücke. Ein langjähriger Vorstand des RSS verdächtigte Muslime als potenzielle Vaterlandsverräter und Christen als feindliche Agenten. 
Nach einer schnellen politischen Karriere, folgend auf seinen Eintritt in die BJP, wurde Modi zum Chief Minister von Gujarat und verhalf dem Bundesstaat zu großen wirtschaftlichen und administrativen Erfolgen und konnte dort von 2002 bis 2012 regieren. Im Mai 2014 wurde er dann zum Premierminister von Indien gewählt. 
Schon vor der Zeit als Premierminister kam es bei ihm zu Kontroversen: So wurde ihm vorgeworfen, dass er bei einem Anschlag im Februar 2002, bei dem es eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Hindus und Muslimen gab und 254 Hindus, sowie 790 Muslime ums Leben kamen, er nicht stark genug in die Situation eingegriffen hätte. Die USA machte ihn für diesen Vorfall verantwortlich und ihm wurde 2005 sein Einreisevisum verwehrt. Nach einer späteren Untersuchung des Obersten Gerichts wurden aber keine wesentlich belastenden Beweise gegen Modi gefunden. In seiner jetzigen Amtszeit spricht sich Modi (wenn auch erst zögerlich) gegen die Diskriminierung von Religionen aus und betonte die Religionsfreiheit in Indien.
In seinem Wahlkampf setzte Modi verstärkt auf soziale Medien (der Wahlkampf war teilweise vergleichbar mit dem von Obama) und konnte so die absolute Mehrheit erreichen. Seine Wahlversprechen reichen von Wirtschaftswachstum bis hin zu weniger Korruption, ein marktfreundlichereres Umfeld und ausreichende Nahrungsmittelversorgung für Millionen von Indern unter der Armutsgrenze. Viel davon Umsetzen konnte er bisher noch nicht (wobei er sein Amt auch noch nicht so lange inne hat). Das erhoffte Wirtschaftswachstum trat zwar ein, jedoch um einiges geringer als erwartet. Positiv ist zu erwähnen, dass Modi sich für die Chancengleichheit von Frauen einsetzt. Vor Allem außenpolitisch, ist er um einiges aktiver als seine Vorgänger und pflegt die politischen Beziehungen des Landes. Einschnitte bei Nahrungsmittelsubventionen, die von der Welthandelsorganisation veranlasst wurden, konnte er auch vermeiden. Ein weitere Errungenschafft, die es dem Land ermöglicht mehr für die Versorgung seiner Bevölkerung zu tun.
Der Premierminister muss sich zu Recht jedoch auch viel Kritik stellen. Bekannt ist, dass er seinen dominanten Führungsstil besitzt. So dürfen seine Minister, sich nur mit seiner Erlaubnis gegenüber den Medien äußern. In seiner Partei ist er umgeben von Anhängern in hohen Ämtern, die in diverse Strafprozesse involviert sind und sein Vertrauter Amit Shah den er zum Präsidenten der BJP machte, ist sogar mit Mordvorwürfen konfrontiert. Ein weiterer negativer Aspekt ist auch, dass nach Modis Amtseintritt, der Lehrplan im Bundesstaat Gujarat um Schulbücher erweitert wurde, die hindufundamentalistische Weltansichten propagieren. Auch setzt Modi auf teilweise undurchsichtige Taktiken, um versprochen Reformen durchzubringen. Ein Beispiel ist eine Reform, die es Investoren ermöglichen sollte, leichter Bauland zu finden. Dafür sollte ein Gesetz, welches 2013 verabschiedet wurde und den Bauern des Landes mehr Schutz vor Enteignung gab, zu Gunsten von Industrie aufgeweicht werden, was aber zu so großen Protesten von Seiten der Bevölkerung, die in der landwirtschaft tätig ist (fast 50% der Menschen im Land) führte. Das Gesetz wurde nicht verändert. Modi wollte auch das Solarnetzwerk in seinem Land auf 100 Gigawatt ausbauen, was vielen Fachmännern als utopisch erscheint. Bei der Umweltpolitik kümmert sich Modi vor Allem um die Säuberung des Flusses Ganges und um eine Kampagne Namens “Säubert Indien". Die Luftverschmutzung in Delhi wird dagegen von seinem Umweltminister als "alter Hut" bezeichnet und negative Berichte von indischen Medien zu diesem Thema bezeichnet er als gesteuerte Kampagnen, die Indiens Entwicklung bremsen. 
Während seiner bisherigen Amtszeit erhöhte Modi den Druck auf zivilgesellschaftliche Organisationen massiv. Auch die vorige Regierung hatte schon damit begonnen Konten von Organisationen zu sperren und bis jetzt wurden mehr als 9000 Organisationen die Lizenzen entzogen, mit der Begründung, dass sie die industrielle Organisation behindern und zu weniger Wirtschaftswachstum sowie Imageschaden führen würden. Auffallend ist aber, dass vor allem Organisationen behindert werden, die sich politisch engagieren. So ist z.B die Ford Foundation auf der Beobachterliste, nachdem die Vorsitzende der Stiftung Modi kritisierte, er hätte bei Aufständen gegen Muslime nicht genug eingegriffen. Auch Greenpeace wurde stark eingeschränkt und darf keine Spenden mehr von ausländischen Spendern entgegennehmen. Greenpeace bezeichnete das vorgehen als das Verbieten von Kritik. 
In Kerala  bekommt die kommunistische Partei zurzeit die meisten Stimmen. Außerdem ist es der Bundesstaat mit den meisten Christen, kein Wunder also das einige der Leute die Modiregierung kritisch betrachten. In unserem Umfeld hatten wir die Gelegenheit einige Inder nach ihrer Meinung zu dem Premierminister zu fragen. Positiv wird von vielen Indern, die wir gefragt haben, was sie von der Regierung halten, erwähnt, dass Modi eine sehr internationale Politik verfolgt und im Gegensatz zu der vorherigen Regierung, stark bemüht ist, ausländische Beziehungen zu pflegen. Sie stehen hinter dieser Öffnung. Besonders im Laufe des Besuches von Angela Merkel kamen diese Punkte auf. Einige meinten außerdem, dass sich die Wirtschaft unter Modi spürbar verbessert hat. Während uns ein Muslim sagte, dass er sich unter Modi mit seinem Glauben nicht eingeschränkt fühlt, gab es auch Einige, die Modi genau für die Einschränkung von Andersgläubigen stark kritisierten. Er würde die anderen Religionen unterdrücken und den Hinduismus in den Vordergrund stellen. 
In den kommenden Jahren wird man sehen ob Modi doch noch einige seiner Versprechen erfüllen kann. Der am Anfang stehenden Euphorie scheint jedoch für immer mehr Ernüchterung zu weichen.   


kurz vor Bekanntgabe der Wahlergebnisse
Leute warten auf die Wahlergebnisse


Montag, 5. Oktober 2015

Grüße und Stromausfälle



Fast zwei Monate sind wir nun schon in Indien und mehr als ein Einhalb in unserem Projekt hier im Süden. Ich kann mit ziemlich großer Sicherheit sagen, dass wir uns schon längst eingelebt haben. Die Tage haben eine gewisse, schöne Routine bekommen und mittlerweile kennen wir alle Mitarbeiter von PDS so gut, dass es nur noch alle paar Tage passiert, dass man ein neues Gesicht in unserem Wohnort sieht . Am Anfang war es täglich so.

Noch dazu scheinen wir bestimmte Leute zum Grüßen erzogen zu haben. Am Anfang haben wir einfach jeden gegrüßt der uns über den Weg gelaufen ist, sobald er uns auch nur ins Gesicht geguckt hat. Ich habe keine Ahnung ob wir das einfach nur aus reiner Höflichkeit oder aus Vorsicht getan haben, da wir ja nicht wissen konnten mit wem wir mal mehr zu tun haben werden und mit wem weniger.

Noch dazu macht Grüßen hier einfach extrem Spaß. Die meisten Menschen laufen, wie so ziemlich jeder Andere eigentlich, mit einer relativen neutralen oder sogar ernsten Miene hier herum. Aber sobald man sie grüßt, ah da hellt sich alles auf. Egal ob man sie zum ersten mal sieht oder täglich mit ihnen zu tun hat.

Wie sich herausstellt ist das eine ziemlich gute Taktik, denn mittlerweile gibt es Leute hier, die wir so ziemlich jeden Tag treffen, die von alleine die Hand heben, immer wenn wir sie sehen. Wie zum Beispiel der Nachtwächter. Ich weiß mittlerweile schon zu 100 prozentiger Sicherheit, dass uns nach dem Abendessen ein lautes “Good Evening!” aus dem kleinem Häuschen entgegen kommt, wenn wir die 200 Meter zurück zu unserer Unterkunft laufen.

Und bis jetzt hab ich nur selten gesehen, dass er den Gruß auch jemand anderem zugerufen hat um die Zeit.

Auf der anderen Seite fällt mir aber auch gerade auf, dass ich keine Ahnung hab was “Guten Abend” in der lokalen Sprache heißt. Vielleicht sollten wir beim abendlichen Gruß auf Malayalan (die lokale Sprache) umstellen. Mal gucken was dann passiert.

Ans Grüßen mussten wie uns hier sowieso gewöhnen.

Ein schönes Beispiel dafür ist, wenn wir an der Bushaltestelle, nahe unserem Haus, stehen. Die Straße ist nicht stark befahren und es stehen meist kaum andere Menschen am Straßenrand. Dennoch kann man sagen, dass so ziemlich jedes fünfte Auto, sobald es uns sieht, langsamer fährt und alle Insassen ein lautes “Hello!” rausschreien. Und wir winken immer freudig zurück.

Ganz zu schweigen von den Reisebussen die vorbeikommen. Bei denen man manchmal das Gefühl hat, dass alle 50 Insassen gleichzeitig “HEY! How are you doing!?” aus den Fenstern rufen. Meist haben wir nicht mal Zeit auf die Frage zu antworten, da sie schon wieder 50 Meter weitergefahren sind.

Und das wirklich Interessante ist, dass es kein Muster gibt. Man wird von aller Art Leuten angesprochen, egal ob jung oder alt, Mann oder Frau.

Und Grüßen muss einfach sein. Egal ob den Ticketkontrolleur im Bus mit dem wir jeden Nachmittag nach Hause fahren, den Ladeninhaber des kleinen Geschäfts in dem wir oft einkaufen oder eben den Nachtwächter den wir jeden Abend sehen.


Neben Grüßen und Fragen beantworten gehören Stromausfälle auch zu den Ereignissen die Teil des (fast) täglichen Lebens sind. Da wir uns grad in der “Zwischenmonsunzeit” befinden bedeutet das, dass es fast jeden Tag zu dem ein oder anderem kurzen (manchmal aber auch längeren) Stromausfall kommt.

Obwohl sich so ein Stromausfall jetzt erstmal schlimm anhört ist er das eigentlich gar nicht. Außer wenn es dunkel ist, fallen die Ausfälle kaum auf, denn alle Geräte mit denen wir und alle anderen Mitarbeiter zu tun haben laufen über Akkus oder können durch externe Batterien betrieben.

Bis auf einige Sachen wir zum Beispiel das Licht oder der Strom in unserem Haus, hat so ein Stromausfall also keine zu großen Auswirkungen.

Es bedeutet meistens nur, dass man die Taschenlampe anmachen muss und das Handy gerade nicht aufladen kann.

Und im Notfall gibt es immer noch Kerzen.

Trotzdem ist es vielleicht interessant zu Wissen, wieso es hier, besonders bei Regen, so viele Stromausfälle gibt.

Aus Eigeninteresse habe ich ein wenig Recherche betrieben.

Reguläre Stromausfälle sind im ganzen Land keine Seltenheit.

Es gibt verschieden Gründe, warum es zu diesen Ausfällen kommt, einer der Hauptursachen ist jedoch vor allem die fehlende Infrastruktur, um der Nachfrage an Strom im ganzen Land gerecht zu werden. Und jedes mal, wenn man etwas unternimmt um die Kapazität zu vergrößern ist die Nachfrage schon wieder so gestiegen, dass die Stromproduktion nicht dauerhaft hinterherkommt. Das Problem sind dabei vor allem die sogenannten “Peak hours”, also die Zeiten am Tag oder im Jahr an denen besonders viel Strom verbraucht wird.

Am einfachsten lässt sich das Ganze mit einer Analogie erklären. Indien benötigt viele (vor allem breite) Straßen, um den immer zunehmenden Verkehr im Land zu stützen. Viele Städte befinden sich dabei in kritischen Situation, besonders wenn es darum geht in den Hauptverkehrszeiten, platz für den alle Autos zu bieten. So entstehen Staus. Diese Staus entstehen meist nur zu diesen Zeiten, den nur die Hauptverkehrszeiten stellen ein Problem dar.

Ähnlich ist es beim Strom. Während den Hauptnutzzeiten wird besonders viel Strom gebraucht, diesem Anspruch ist nur schwer nachzukommen mit der jetzigen Infrastruktur. Und wenn zur gleichen Zeit weniger Strom produziert wird als benötigt, kommt es zu Stromausfällen.

Hinzu kommen, wie zum Beispiel in unserer Region, andere Faktoren, wie Regen. Schwerer Regen und starke Winde können auch dafür sorgen, dass es zu Stromausfällen kommt, da sie Stromleitungen oder Mästen schaden. Der Großteil des Stroms wird hier direkt zu den Häusern über Oberleitungen gebracht, die natürlich in solchen Situationen sehr anfällig sind. Da diese Vorfälle aber lange Stromausfälle zur Folge hätten und kaputte Leitungen und Mäste fatale Folgen für Fußgänger oder Teilnehmer im Straßenverkehr haben können, werden Leitungen oft einfach aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Dies hat zwar kurze Stromausfälle zur Folge, verhindert aber sehr viel schwerwiegenderer Situationen.

So sind sie ziemlich alltäglich und gehören dazu.

Und selbst wenn sie extrem störend wären, passt man sich einfach dem generellen Verhalten an. Kein Anderer regt sich drüber auf, also warum sollten wir es tun?

Quellen:
- https://www.bijlibachao.com/general-tips/why-do-power-cuts-happen.html
- http://www.livemint.com/Industry/tnV2NUSAK8PbFs7pSzoL0I/India-faces-daily-power-outage-of-30000-MW.html
- http://powercuts.in

Sonntag, 13. September 2015

Nach einem Monat


Nun sind wir seit einem Monat in Indien und fast einen Monat bei unserer Organisation PDS. Die letzten Wochen waren ereignisreich. Wir haben jetzt die sogenannte ‘Integrationsphase’ hinter uns. Sie soll vor allem dazu dienen, es den Freiwilligen ermöglichen, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Sie sollen sich einleben in ihrer Unterbringung, mit den Menschen die dort um sie herum sind, dem Tagesablauf und ihren Aufgaben. Am Anfang ist alles neu und aufregend. Das ist klar und es macht Sinn diese Integrationsphase zu haben. Der Ablauf ist verschieden von Projekt zu Projekt, doch vor allem geht es darum, den Freiwilligen ein bisschen Zeit zu geben.

Wir hatten diese Zeit, aber nicht zu lang. Und darum bin ich sehr froh.

Von Anfang an ging es bei uns eigentlich schon richtig los. Natürlich hatten wir Zeit, uns die Umgebung anzuschauen. Uns wurden auch viele Sachen gezeigt. Dennoch hatten wir von Beginn an Aufgaben und einen festen Tagesablauf. Natürlich ist man nicht in Vollzeit beschäftigt und hat die ganze Zeit zu arbeiten. Aber trotzdem habe ich mich gleich, wie ein Mitarbeiter von PDS gefühlt.

Wir müssen selbst vom Office zurückfahren (falls wir dort etwas zu arbeiten haben oder etwas erledigen müssen, wofür wir eine etwas längere Zeit Internet brauchen) und essen mit den Mitarbeitern. Morgens nimmt uns jedoch meist ein Mitarbeiter mit. Wir wurden schon mit der Dokumentationsarbeit beauftragt - hauptsächlich Fotos. Dazu sind wir auch oft anderweitig unterwegs, wie zum Beispiel den Direktor der Organisation zu verschiedenen Events zu begleiten. Flyerdesigns und das Erneuern der Daten für die Präsentation der Organisation  für das Jahr 2015 sind/waren einige unserer anderen Aufgaben.

Wie gesagt, wir sind von Anfang an dabei. Wir haben Verantwortung, besonders mit unserem Großprojekts des einstündigen Films über unsere Organisation. Das gefällt mir. Wir sind frei, in dem was wir tun und wie wir Dinge angehen. Aber trotzdem, weiß ich, dass von uns langfristig etwas erwartet wird. Das wurde uns auch schon erklärt. 

Und wenn ich drüber nachdenke ist es meiner Meinung nach das Beste, es so anzugehen. Von Anfang an voll drin, nicht getätschelt.

Die Größe der Organisation und Reichweite haben wir so nicht erwartet. Und dass das alles in den Film soll wird anstrengend. Aber es hat auch was Motivierendes und ich freue mich auf die Arbeit. Mit den Vorbereitungen für den Film haben wir schon begonnen und erste kleine Aufnahmen existieren schon. Jetzt müssen wir richtig loslegen.

Die letzen Wochen haben mir gezeigt, dass man uns das auch alles zutraut.

Die Organisation und die Umgebung in der wir leben ist toll. Wir lernen viele Menschen kennen. Menschen aus vielen Teilen Indiens und der Welt, die für die Organisation arbeiten, Menschen die zu besuch kommen, ob aus geschäftlichen Gründen oder weil sie Urlaub machen. Und dann dazu die Landschaft, wie aus einem Film eben. 

Meine erste Kakerlake durfte ich auch schon fangen und heute Morgen habe ich eine in meinem Schrank gefunden. Die lass ich aber glaub ich in Ruhe. Ich bin echt kein Fan von den Viechern.

Ach, und Wäsche trocknen ist anstrengend. Aber das ist nur für den Moment, denn die Regenzeit sollte bald vollständig vorbei sein.



Definitiv ein Umfeld was abwechslungsreich, angenehm, aber auch spannend ist. Ein sehr gutes Umfeld.

Dienstag, 1. September 2015

Der indische Verkehr

                                               

Gleich bei unserer ersten Busfahrt vom Flughafen zum KKID fiel es mir auf: Der Verkehr in Indien ist wirklich sehr anders geregelt. Man sieht vor allem Mopeds, Autos, Autorikschas, Busse sowie Fahrräder . Nicht zu überhören ist das ständige gehupe von allen Verkehrsteilnehmern. Am Anfang kam es mir sehr wahrlos vor, wann jemand die Hupe benutzt, aber nun, nach 2 Wochen kann ich einige Regelmäßigkeiten feststellen. Gehupt wird soweit ich das überblicken kann beim Überholen, weswegen es in der Stadt, dank ständiger Überholvorgänge, wirklich sehr laut ist. In unserer Gegend hier in Kerala sind die Straßen sehr eng und es gibt sehr viele Kurven, vor denen auch jedes mal gehupt wird um entgegenkommende Fahrzeuge zu warnen. Neben diesen Regelmäßigkeiten wird aber oft auch zum Gruß, wenn man ein Tier von der Straße treiben will und wahrscheinlich noch aus vielen, mir noch nicht ersichtlichen Gründen, die Hupe betätigt. Eine weitere Regel scheint zu sein, dass schwerere Fahrzeuge grundsätzlich Vorfahrt haben. 




Auch die öffentlichen Verkehrsmittel unterscheiden sich oftmals. Als wir zum Beispiel mit dem Nachtzug fuhren waren dort die Türen auch während der fahrt geöffnet, genauso wie bei den Bussen. Oftmals gibt es auch keine Fenster, was aber dafür sorgt, dass die Busse immer gut durchlüftet sind und uns bisher nie zu heiß wurde. Eine fahrt mit einem Indischen Bus ist im Gegensatz zu anderen Bussen, in denen ich bisher fahren durfte, ein echtes Erlebnis. Oftmals handelt es sich um sehr alte Busse ausgestattet mit Lautsprechern, sodass während der fahrt immer laute indische Musik läuft. Meistens bekommt man einen Sitzplatz, dann kann man die fahrt mit Blick auf die Landschaft  wirklich genießen. Wenn man allerdings stehen muss, hat man allerhand damit zu kämpfen das Gleichgewicht zu halten, während der Bus mit beachtlicher Geschwindigkeit um die Kurven brettert.

Auch eine Autofahrt ist immer spannend. Als wir das erste mal mit in einem Auto zum Office fuhren, überschritten wir eigentlich dauerhaft das Tempolimit und auch in der Kurve wurde oft überholt, während nebenbei noch am Telefon einige Dinge besprochen wurden. Neben den entgegenkommenden Autos, die  sich dank der Hupe vorhersehen lassen, gibt es immer wieder Kühe die auf der Fahrbahn faulenzen. Diese werden dann in gekonnten Manövern einfach umfahren. Auch wenn sich diese Beschreibung  jetzt ein wenig gefährlich anhört, fühlt man sich eigentlich immer sehr sicher. Egal ob im Auto, im Bus oder in einem Zug. Schon oft haben wir den Satz gehört: „If you can drive here, in Kerala, you can drive anyhwere in the world.“ Das fahren haben die meisten mit denen wir gesprochen haben von den Eltern gelernt. Auch heute noch wird das fahren meistens von den Eltern beigebracht, mittlerweile muss man aber noch, bevor man seinen Führerschein bekommt, eine festgelegte Anzahl an Fahrstunden machen.  In Indien wird ein Auto meistens  voll ausgenutzt und man sieht oft überfüllte Fahrzeuge, an denen manchmal sogar noch ein Mitfahrer außen dran hängt. 

Ein trauriger Fakt ist aber leider, dass jeder 10 Verkehrstote weltweit ein Inder ist. Dies liegt sicher auch an der hohen Bevölkerung, das größte Problem ist aber mangelnde Regelung und die völlige Überlastung des indischen Straßennetzes.

Sonntag, 23. August 2015

Angekommen



Der überwiegende Inhalt meines 70l Rucksacks

(Gleich vorab: Im Moment ist Regenzeit. Das bedeutet, dass es bei uns so ziemlich jeden Tag regnet. Den Internetanschluss den wir zur Verfügung haben ist nicht sehr schnell. Das ist nicht weiter schlimm, heißt aber, dass wir Bilder nur schwer hochladen können. Noch dazu fällt das Internet durch den Regen immer wieder aus, weshalb unser Post auch leider erst so spät kommt. Wir hoffen  er gefällt euch trotzdem und versprechen, dass mehr Bilder nachkommen, sobald wir sie hochladen können. Es lässt sich einfach alles besser mit Bildern erklären.)

Anton                 Liam

Als meine Eltern, meine Schwester und ich am Flughafen ankommen, sind schon fast alle da. Ich mochte die Atmosphäre, weil bis auf ein paar traurige Blicke hier und da eigentlich jeder positiv aufgeregt zu seinen schien. Nachdem Anton und ich die Trekkingrucksäcke eingecheckt hatten und der Rest der Gruppe auch durch war, ging es los. Ein letzter Abschied und es ging Richtung Gate. Der Flug von Frankfurt nach Bangalore (ca 8 Stunden Flugzeit mit Lufthansa) lief ziemlich problemlos. Eine Sache die mir im Sinn geblieben ist, dass der Pilot sich bei der Landung erst mal prompt versprach. „Willkommen in Bangkok!“, sagt er, als wir stehen. Ist halt ein anstrengender Job...

All Freiwilligen des 8. Batch (2015/16)
Aufenthalt am Flughafen in Bangalore
Nachdem wir am Bangalore Flughafen an Passkontrolle und Immigration vorbei sind und unsere Rucksäcke abgeholt haben (wir mussten sie für den Flug innerhalb Indiens noch einmal neu einchecken) setzen wir uns alle zusammen in eine Ecke des Flughafens, denn zwischen unserem Flug aus Deutschland und unserem Weiterflug nach Coimbatore weiter südlich liegen nochmals 8 Stunden. Ich kann nicht schlafen. Die anderen schon. Manche mehr, manche weniger. 



Nach ein paar Stunden können wir an den Schalter, um wieder unser Gepäck einzuchecken. Der Flug (ca 1 Stunde mit JetAirways) verläuft problemlos. Witzig ist, dass die Maschine so klein ist, dass ich im Gang kaum aufrecht stehen kann.

Als wir am sehr kleinen Flughafen von Coimbatore, im Bundesstaat Tamil Nadu ankommen und alle ihr Gepäck haben gehen wir raus. Wir wissen, dass wir abgeholt werden von Malathi, der MoM (Mentor of Mentors). Kaum sind wir draußen hören wir auch schon ein lautes „Welcome!“. Eine indische Frau kommt auf zu. Erst mal ein paar Umarmungen und dann führt sie uns schon zu einem Bus, der aussieht als hätte man ein paar Kindergartenkinder mit Farbe auf ein großes Auto losgelassen. Ziemlich cool. Und wie sich im Laufe der Woche rausstellt auch ziemlich indisch. Die fahrt ist genau, wie ich es erwartet habe und ich kann mich erinnern, dass mich das ziemlich glücklich gemacht hat: Es ist warm, es ist laut, es ist bunt und Malathi gibt uns Kekse. Und dann Riegel. Und dann wieder Kekse. So in der Art wurde uns das schon vor der Ankunft klar gemacht. Reize im Überfluss und Essen. Nice.

Unser Zimmer im KKID
Nach mehr als einer Stunde, mit Zwischenstopp, wo wir unseren ersten Chai genießen, kommen wir im KKID an (Karl Kübel Institute for Development Education). Ein schöner Ort. Es liegt außerhalb von Combatore, in einer hügeligen Landschaft. Mehrere Gebäudekomplexe sind verteilt auf einem großzügig angelegten Gelände, dass mit wunderschön angelegten Gärten bepflanzt ist. Es gibt neben einem Sportplatz und einem Meditationsraum sogar einen Computerraum. Im laufe der Zeit stellt sich allerdings heraus, dass wegen mangelnden Lan Kabeln und Stromausfällen das benutzen der Computer eher mühselig ist.  Wir kriegen unsere Zimmer gezeigt, ich teile mir eins mit Liam. Wir haben glück mit unserem Zimmer, z.B Paul und Felix (auch zwei Freiwillige) haben eine große Spinne vor ihrem Fenster. Und dann erst mal Chai, indischer Tee. Super lecker und immer vorhanden. Danach gibt uns Malathi noch eine kleine Tour vom Gelände und stellt uns einige Mitarbeiter vor.
Landschaft um das KKID

Beim Einkaufen
Am nächsten Tag (14.08.15) geht es in die Stadt Coimbatore zum Einkaufen. Eine sehr interessante Erfahrung. Auf vier Kunden in der Herrenabteilung (die vier männlichen Freiwillige) kommen zehn Verkäufer. Nachdem wir alle, gefühlte hundert mal, die Fragen „Where are you from?“, „What are you doing here?“ und „Are these your brothers?“ beantwortet haben verlassen wir den Laden. Ach und zwei Hemden, sowie eine lange Hose hab ich auch noch gekauft.

Essen im KKID
Mittags essen wir in einer „eatery“. Eateries sind ähnlich wie Restaurants, nur dass es meist nur eine Art von Gerichts plus Beilagen gibt. Wir sind die einzigen Touristen in dem Eatery und gegessen wird typisch indisch: Auf Bananenblättern und mit der Hand (aber nur mit der rechten, da die linke Hand als unrein gilt). Der restliche Tag wird damit verbracht noch ein wenig Coimbatore zu sehen. Abends essen wir im KKID. Das Essen ist wieder super lecker. Im KKID wird auf Tellern gegessen und, wer möchte kann sich Besteck dazu nehmen. Im Laufe meines Aufenthalts im KKID hab ich versucht mir es immer mehr anzugewöhnen auf Besteck zu verzichten.
Essen in der 'Eatery'

In der Schule
Am Samstag (15.08.15) ist Unabhängigkeitstag und Malathi gibt uns die Möglichkeit bei einer Zeremonie an einer Schule teilzunehmen. Alle Schüler stehen geordnet in Reihen, vorne stehen wichtige Personen, wie der Direktor der Schule und ortsansässige Politiker. Nachdem der Direktor eine Rede hält wird die indische Fahne unter Applaus gehisst. Darauf folgen verschiedene Vorführungen von Schülern, die Gedichte und kleine Lieder vortragen. Auch wir tragen ein Lied vor, worauf sofort eine Zugabe gefordert wird. Nachdem an jeden Süßigkeiten ausgeteilt werden verlassen wir die Schule, nicht ohne unzählige kleine Hände zu Schütteln und Namen mit den Kindern auszutauschen. Heute ist außerdem die „spirituel tour“.

Wir besuchen zuerst einen Sikh Tempel. Die Sikh Religion ist vielen wahrscheinlich eher weniger bekannt, da es außerhalb Indiens nur sehr wenige Sikh Gemeinden gibt. Außer in Groß Britannien, dort gibt es verhältnismäßig relativ viele Menschen, die der Sikh Religion angehören. Sikhs sind zu erkennen an ihren Turbanen und ihren Bärte. Teil der Sikh Religion ist es seine Bart- und Kopfhaare nicht abzuschneiden. Um den Tempel betreten zu dürfen, müssen die Frauen ihre Schals über den Kopf ziehen und die männlichen Freiwilligen bekommen Tücher, mit denen wir auch unser Haar bedecken. Danach werden wir von einem angehörigen der Gemeinde rumgeführt und bekommen einiges über die Sikh Religion und ihre Geschichte erklärt. Mehr zur Sikh Religion vielleicht in einem anderen Blogartikel.

Shiva Statue am Eingang zu 'Isha'
Vom Sikh Tempel fahren wir mehr als eine Stunde zu einem Yoga Center genannt „Isha“. Dort nehmen wir an einem spirituellen Bad teil und an einer Zeremonie in einer Art Tempel. Das einschneidenste Erlebnis ist jedoch der Aufenthalt in einem kuppelförmigen Gewölbe. Dort sitze man in völliger Stille mit über 100 anderen Menschen zur gleichen Zeit so lange man will. Viele nutzen den Ort um zu meditieren.


Im Yoga Centre 'Isha'
 Von Isha aus besuchen wir noch eine indische katholische Gemeinde. Das ganze ist unerwartet anders. Mich persönlich hat die Kirche und die Atmosphäre sehr an die von amerikanischen christlichen Gemeinden erinnert: Extreme Hingabe, überall Anzeigen die Bibelstellen zeigen, „Jesus Saves“, usw.

Die darauffolgenden Tage bestehen aus Seminaren und wir lernen unsere Mentoren kennen. Der Mentor is der Ansprechpartner der Freiwilligen in dem, in dem sie arbeiten. Unser Mentor Binal zeigt sich von Anfang ziemlich gelassen und nett. Gleich zu Anfang steht schon fest, dass er sich im November gerne den neuen James Bond mit uns angucken wird. Binal klärt viele Fragen, wie zum Beispiel den Ablauf unseres Tages und genauere Angaben zu unserem Wohnort und unseren Aufgaben. In den nächsten Tagen verbringen alle Freiwilligen viel Zeit mit ihren Mentoren.
Bis zum Ende haben wir auch jeden Morgen um 6:30 Yoga bei einem Lehrer. Trotz der frühen Uhrzeit hat mir das Ganze jedoch sehr gut gefallen, da die Trainingsstunde nicht nur aus Yoga besteht, sondern unser Trainer sich am Ende der Stunde sehr oft auch über unseren Freiwilligendienst und andere Themen unterhält und jeden Tag uns einen neuen Denkanstoß gibt. Noch dazu ermöglicht er uns das Yoga Training fortzuführen, da er uns in der letzten Einheit mit einigen Grafiken ausgestattet hat, die uns helfen es auch ohne ihn praktizieren zu können, falls wir das wollen. Ich muss sagen, dass dieser Mann zu den bisher interessantesten Menschen gehört, die ich je kennengelernt habe. Und ich bin erst eine Woche hier...

Am Abend des 19. August, um 21:00 verlassen Anton, unser Mentor Binal und ich als letztes Team von allen das KKID um vom Bundesstaat Tamil Nadu weiter südlich nach Peermade, im Bundesstaat Kerala, zu fahren, wo wir alle für die nächsten sieben Monate leben und arbeiten werden. Wir fahren zunächst mit einem Taxi zum Bahnhof in Coimbatore. Dort nehmen wir einen Nachtzug nach Kerala. Die Fahrt dauert etwas mehr als 5 Stunden. Wir fahren in der Sleeper Klasse. Dabei gibt es einzelne Abteile (die aber nicht abgeschlossen sind) in denen es jeweils sechs gepolsterte Pritschen gibt, immer drei über einander. Die Pritschen waren für mich sowieso schon zu klein, das wäre an sich nicht so schlimm, jedoch gibt es in dieser Klasse nur schlecht die Möglichkeit sein Gepäck zu verstauen. Das hat die folge, dass ich meine beiden Rucksäcke auf die eine Hälfte der Pritsche lege und auf der anderen Hälfte versuche zu schlafen. Wir erreichen unser Ziel in Kerala gegen Fünf Uhr morgens. Zur Ankunft trinken wir, wie sollte es anders sein, erst mal einen Chai.

Vom Bahnhof aus nehmen wir ein Rikschataxi (eine Art Motorrad auf drei Rädern, welches erstaunlich viel Platz hat) zu einem Busbahnhof. Von dauert aus geht es mit dem Bus weiter. Während wir im Bus sitzen schlafe ich immer wieder ein, da ich im Zug nur wenig schlafen konnte. Auf der Fahrt wird es schon wieder hell und umso höher wir steigen (die Gegend in der wir wohnen ist sehr hügelig), desto atemberaubender wird die Aussicht.
 Viel Grün, endlos Dschungel und später Kiefernwälder und zwischendrin immer wieder Teeplantagen, sowie der ein oder andere Blick ins Tal. Nach ca eineinhalb Stunden kommen wir in Kutikanam an. Ein Mitarbeiter von PDS holt uns mit dem Auto ab. Er setzt Binal auf dem Weg ab und wir werden  weiter zu unserem Wohnort gebracht. Wir wohnen in einem kleinen Ort namens Pallikkunnu. Außer uns, ein paar anderen Ayurveda Gästen, Father Hubby, den Mitarbeitern und ein paar Kühen gibt es dort eigentlich kaum andere Leute. Kurze Zeit später sind wir da. Wir lernen zum ersten mal Father Hubby, den Direktor von PDS, kennen. Er zeigt uns wo wir schlafen (wir haben zwei Zimmer in einem Haus das sonst leer steht) und bringt uns zu Joseph dem Koch. Wir essen etwas zum Frühstück (mittlerweile ist es ca 8:30 am 20. August) und lernen sofort zwei Gäste der Ayurveda Abteilung von PDS kennen. Zwei Frauen aus Österreich. Den Rest des Tages verbringen wir damit etwas Schlaf nachzuholen, auszupacken und  Wäsche waschen. Wir leben übrigens auf knapp 1000 Metern Höhe.

Am nächsten Tag fährt uns Father Hubby das erste mal zum Büro.
Wir steigen in einen Jeep und heizen mit atemberaubender Geschwindigkeit um sehr enge Kurven. Überholen in der Kurve ist kein Problem und auch ein eingehender Anruf am Handy wird noch gemanaged. Am Büro angekommen werden wir von allen Mitarbeitern herzlich begrüßt.
Danach nehmen wir an einer Konferenz teil und wir sehen unseren Arbeitsplatz, ein großer gemütlicher Raum, in dem noch 5-7 andere Mitglieder arbeiten. Bein einem „staff meeting“ verteilen wir an alle Mitarbeiter Süßigkeiten, wobei mir die Gesichter der Mitarbeiter beim probieren von Brause immer in Erinnerung bleiben werden. Den Rest des Tages verbringen wir mit ausfüllen verschiedener notwendiger Dokumente.

Am darauffolgenden Tag, dem Samstag, nimmt uns Father Hubby mit zu einem „village meeting“. Wir fahren fast zwei Stunden zu einem kleinen Dorf in der hügeligen Region. Unser Job ist es Fotos von dem Treffen für Father Hubby zu machen. Als wir ankommen und aus dem Auto steigen, wird sofort klar, dass es relativ schwierig unserer eigentlichen Aufgabe nachzukommen. Vor dem Meeting, feiert das ganze Dorf noch das Onam Fest, welches es nur in Kerala gibt. Das bedeutet, dass das ganze Dorf anwesend ist. Und das bedeutet wiederum, dass wir 20 Kinder um uns herum haben, die alle Fragen stellen, sobald wir einen Fuß aus dem Auto. Eigentlich ist das immer total nett, aber mit Fotos machen ist da nicht mehr viel. Also teilen wir uns kurzer Hand auf. Einer macht Fotos, während der andere sich mit den Kindern unterhält. Das klappt gut und die Unterhaltungen mit den Kindern sind immer wunderbar. Besonders lustig wird es, wenn ihnen anfangen die Fragen auszugehen. Dann kommen Fragen wir „What is your father’s name?“, „What is your mother’s name?“ und es wird zu jeden einzelner Sache die ihnen einfällt gefragt ob wir sie mögen. „Do you like swimming?“ war das Beste. Denn außer der hohen Luftfeuchtigkeit und dem Punkt, dass Anton und ich im Schweiß baden, weil wir uns viel zu dick angezogen haben, da es morgens noch ziemlich kalt war, leuchtet uns nicht ein wie sie auf einmal auf schwimmen kommen.

Das Fest ist toll. Es ist laut und bunt. Auf einem Platz spielen Teams Seilziehen und es geht ziemlich hoch her. Besonders wenn eine Mannschaft eindeutig gewinnt. Wir unterhalten uns mit einem Mann, der uns ein bisschen mehr über das Fest erzählt. Es basiert auf einer Legende von einem König, der den Menschen zum Fest erscheint. Uns fällt auch auf das einer der Jungen als eine Art König verkleidet ist. Das Mittagessen isst das gesamte Dorf zusammen in einer Halle. Wir sind auch eingeladen. Es gibt viel und gut zu essen. In einem anderen Teil der Halle sind auf dem Boden Muster aus Blütenblättern ausgelegt.
Nach dem Mittagessen findet das Dorftreffen statt. Wir machen weiter Fotos und sind uns ziemlich sicher, dass auch ein oder zwei mal über uns geredet wird, da alle uns angucken. Wir sind uns aber nicht sicher und bleiben daher sitzen, da wir nicht im falschen Moment aufstehen wollen. Nach dem Treffen fahren wir weiter. Father Hubby muss in einer anderen Stadt etwas abholen. Nachdem das erledigt ist, setzen wir uns zusammen mit ihm, de, Fahrer und einem Mitarbeiter von PDS in ein Café und trinken einen Chai. Dazu gibt es ein leckeres Gebäck gefüllt mit Bananen. Bald geht’s es zurück. Die fahrt dauert wieder ein bisschen, so dass es schon Zeit fürs Abendessen ist als wir ankommen.