Egal zu welchem Thema man sich Indien anguckt, es gibt es immer viele verschiedene Aspekte. Bei bei Essen, Politik oder eben Religion.
Von außen ist das Land bekannt für eine gewisse Spiritualität. Das hat vor allem die Religion des Hinduismus verursacht, die eine Vielzahl von bunten Riten und Göttern beinhaltet. Dennoch, ist der Hinduismus nicht die einzige prägende Religion in diesem Land. Die sechs Hauptreligionen Hinduismus, Islam, Christentum, Sikhismus, Buddhismus und Jainismus prägen das stark religiöse Land, manche mehr und manche weniger. Dieser Artikel wird sich vor allem mit den in Europa weniger bekannten Religionen des Hinduismus, Sikhismus und Jainismus beschäftigen.
Der Hinduismus

Das Symbol des Hinduismus ist das "Om" Zeichen. Es ist auch ein Mantra und findet sich in vielen hinduistischen Schriften wieder.
Im Hinduismus gibts es viele Götter, hier eine kleine Auswahl. Interessant ist dabei, dass es im Hinduismus (anders als im Islam oder im Christentum) Gang und Gebe ist die Götter auf verschiedenste Weise und überall abzubilden:
Brahma, the Creator: Brahma ist der “Erschaffer” von allem, wahrscheinlich der wichtigste Gott. Er besitzt vier Köpfe und vier Arme.
Vishnu, the Preserver: Vishnu ist verantwortlich dafür, die Harmonie und das Gleichgewicht in der Welt zu erhalten. Vishnu wird in vielen verschiedenen Formen verehrt, meist jedoch in der Form seiner “Avatare”: “Rama”, ein sehr beliebter Gott, der als der perfekte Sohn, Ehemann und König dargestellt wird und “Krishna”, ein Gott der die heiligen Schriften lehrt und den Hindus versprochen hat, dass er zur Erde zurückkehren wird, um sich den Menschen zu zeigen. Vishnu besitzt auch vier Arme.
Shiva, the Destroyer: Shiva wird als der Zerstörer von allem dargestellt, jedoch auf eine positive Art und Weise. Shiva zerstört Dinge, damit sie neu und besser entstehen können. Shivas Körper ist bedeckt mit Asche und er wird oft in meditativer Form dargestellt.
Saraswati, Goddess of Learning: Saraswati ist die Göttin des Lernens, der Musik, Sprache und Weisheit. Sie besitzt vier Arme, die die vier menschlichen Aspekte des Lernens darstellen sollen: Den Verstand, den Geist, Wachsamkeit und das Ego.
Ganesha, God of Wisdom and Remover of Obstacles: Ganesha besitzt einen Elefantenkopf und steht für Intelligenz und Aufmerksamkeit und wird, wegen seinem dicken Bauch, oft auch mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.
Der Sikhismus

Das Symbol des Sikhismus ist das sogenannte "Khanda". Das Symbol setzt sich zusammen aus zwei gekreuzten Schwertern, welche für Wissen und den Glaube in Gott stehen. Der Kreis über den Schwertern wird "Chakar" genannt und steht für die Endlosigkeit von Gott.
Beeindruckend am Sikhismus finde ich persönlich die Offenheit gegenüber anderen Religionen. Als wir einen Gudwara in der indischen Stadt Coimbatore besuchten, wurde uns erklärt, dass jeder den Sikh Tempel für seine eigene Religion benutzen kann, egal welcher er angehört. So kommen zu Gudwaras auch viele Angehörige anderer Religionen, um ihren Glauben auszuüben. Diese Toleranz ist ungewohnt, da sie in anderen Religionen meist nicht vorhanden ist.
Der Jainismus
(Kleine information: In vielen Religionen, wie dem Hinduismus, dem Buddhismus und auch dem Jainismus sieht man oft ein Symbol, was an ein Hakenkreuz erinnert. Das Symbol, welches in diesen Religionen verwendet wird, hat jedoch rein gar nichts mit dem Hakenkreuz zu tun, was aus dem dritten Reich bekannt ist. Adolf Hitler missbrauchte das Symbol für seine eigenen Zwecke.)

Der Jainismus sieht die Seele von Mensch und Tier als eine lebende Substanz an, die in Verbindung mit verschiedenen, nicht lebendigen Substanzen steht. Der Jainismus konzentriert sich auf vollkommene Inaktivität und Gewaltlosigkeit gegenüber allen lebenden Menschen und Tieren. Aus diesem Grund tragen Jain Mönche und Nonnen Gesichtsmasken, die verhindern sollen, dass sie aus Versehen kleinste Organismen einatmen. Manche Jains kehren auch den Boden um sich herum mit speziellen Besen, um zu verhindern, dass sie beim Sitzen oder Laufen Kleintiere töten. Alle Jains sind auf Grund ihres Glaubens Vegetarier.
Im Jainismus gibt es zwei Hauptdivisionen. Zum einen die Digambara Mönche, die keine Kleidung tragen und die Svetambara Mönche und Nonnen, die weiße Kleidung tragen und Schüsseln mit sich tragen, um Essen zu sammeln. Jains feiern vor allem die fünf wichtigsten Ereignisse im Leben des Begründers ihrer Religion, Vardhamana Mahavira: Empfängnis, Geburt, Verzicht, Erleuchtung und als letztes die Freigabe nach dem Tod. Für viele Angehörige des Jainismus ist es normal an Riten von anderen Religionen, wie Hinduismus, Islam oder Christentum, teilzunehmen.
Das Zeichen des Jainismus setzt sich aus verschiedenen Symbolen zusammen. Der Text am unteren Rand, "Parasparopagraho Jivanam", bedeutet übersetzt "Leben und Leben lassen". Die Swastika ist ein sehr wichtiges Symbol im Jainismus. Die vier Arme der Swastika repräsentieren die vier Arten des Daseins, nach dem Jainismus: Göttliche Wesen, menschliche Wesen, höllische Wesen und niedere Wesen (Flora und Fauna). Der Text auf der Hand (welche "Ahimsa" genannt wird), bedeutet übersetzt so viel wie "kein Verletzten".
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Ich wollte in diesem Artikel nicht auch noch mal extra auf den Islam und das Christentum eingehen, obwohl sie beide in diesem Land stark vertreten sind. Nach dem Zensus von 2011 gehören circa 14,2% der Inder dem Islam an und 2,3% dem Christentum. Besonders in unserem Bundesstaat, Kerala, ist das Christentum sehr stark vertreten. Dennoch wollte ich nicht viel zu diesen Religionen sagen, da sie den meisten bekannt sein dürften. Noch dazu bin ich der Meinung, dass man in der heutigen Zeit und im Zusammenhang mit Geschehnissen der letzten Monate und Jahre, erwarten kann, dass sich jeder zumindest ein bisschen mit besonders diesen beiden Religionen auseinandergesetzt hat.
Es gibt glaube ich nur wenige Themen bei denen ich das sagen würde, aber ich denke, was den Aspekt der Religion angeht, kann man die Mehrheit der indischen Menschen als Vorbild ansehen. In vielen Teilen, besitzt das Land die gleichen Herausforderungen wie viele andere Länder, was Toleranz und das Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen Glaubensrichtungen angeht. Konflikte zwischen Anhängern der verschiedenen Religionen, der Einfluss der Religionen auf die Politik und fragwürdige Vorgänge, beziehungsweise Praktiken bei allen Religionen lassen sich auch hier beobachten. Dennoch, zeigt das alltägliche Leben hier, dass es sehr einfach und vollkommen normal sein kann, friedlich in einer Gesellschaft zu leben, in der sich Menschen mit verschiedenen (oder auch keinen) Glaubensrichtungen befinden.
Jeder hier kennt andere Religionen und Lebensweisen, weil man damit aufwächst, dass es um einen herum Menschen gibt, die an etwas anderes glauben oder ihr Leben anders leben. Und trotzdem gibt es nur wenige Probleme. Ich glaube es gibt keinen besseren Beweis, dass es auch weltweit funktionieren kann.
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Quellen:
http://www.culturalindia.net
http://hindunet.org
http://www.canteach.ca
http://adaniel.tripod.com
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