Samstag, 26. März 2016

Und schon ist es vorbei.

Die acht Monate sind fast zu Ende. Mit dem Flug nach Hause in ein paar Tagen endet der Aufenthalt als Freiwilliger in Indien für uns beide und für Andere. Aufregend war er. Manchmal stressig, manchmal komisch, manchmal abenteuerlich und manchmal irritierend.

In den letzten Wochen war die Zeit für Alles ein wenig knapp. Wir waren viel mit unserer Arbeit beschäftigt, da wir dieses Land nicht verlassen wollten ohne unser Projekt fertig gestellt zu haben. Dieser Blogartikel selbst, wurde fast von uns vergessen und wahrscheinlich auch teilweise eine wenig verdrängt.

Vor drei Tagen konnten wir den Film abschließen, der den größten Teil unserer Arbeitsstunden hier einnahm. Über eine Stunde ist er lang und beschäftigt sich mit 10 Einheiten der Peermade Development Society. Und eine deutsche Version ist auch noch in der Mache, die hoffentlich auch fertig ist, bis dieser Artikel zu lesen ist.

Die Arbeit an diesem Film, war in Verbindung mit dem Fakt, dass wir bei so einer großen Organisation untergebracht waren, wohl wirklich einer der besten Dinge, die uns passieren konnte. Wir haben sehr viel über die Arbeitsweise einer Organisation in einem Land wie Indien mitbekommen und gelernt. Wir sind viel rumgekommen und haben eine Menge und sehr verschiedener Menschen kennengelernt. Und da dies Indien ist und jeder ein Gespräch mit einem anfangen will, haben wir auch viel über diese Menschen gelernt. Wahrscheinlich sie auch viel über uns und wo wir herkommen. Das hoffen wir zumindest.

Obwohl der Aufenthalt hier vorbei ist, ist die Arbeit, die mit unserem Freiwilligendienst verbunden, noch nicht zu Ende. Man könnte fast sagen, dass sie mit der Rückkehr nach Deutschland, erst richtig beginnt. Immerhin hat unsere Organisation (die Karl Kübel Stiftung) uns noch bis Ende Juli “gebucht” und wir werden in vielfältiger Form mit ihr zusammenarbeiten. Die passiert zum Beispiel durch Vorträge gegenüber Gruppen, Teilnahme an Veranstaltungen und die Vorbereitung der nächsten Freiwilligen.

Im Prinzip führt man das Ganze wahrscheinlich noch sehr lange weiter. Allein schon jedes Mal, wenn man zu seinem Aufenthalt hier etwas gefragt wird. Und man kann fast sagen, dass das der wichtigste Teil dieses ganzen Freiwilligendienstes ist: Der Austausch mit Anderen über das was man erfahren hat.

Besonders im Bilde der Geschehnisse der letzten Wochen und Monate kann man mit sehr großer Sicherheit sagen, dass dieser Austausch immer wichtiger wird. Durch die Erfahrungen, die wir hier gemacht haben und so, wie unsere Freiwilligendienst hier verlaufen ist, sind wir beide der Meinung, dass das weltwärts-Programm eine wichtige Funktion einnimmt. Es mag nicht immer und überall funktionieren, aber in den (überwiegenden) Fällen in denen es gut abläuft, ist es bestimmt etwas, was nicht nur den Teilnehmenden etwas bringt.

Die wirklichen, großen Effekte und Auswirkungen eines solchen Programms wird man sowieso erst in fünf bis zehn Jahren spüren, wenn die ersten Teilnehmer des weltwärts-Programms mit Studium und Ausbildung fertig sind und sich vielleicht in einem (beruflichen) Umfeld befinden, in dem sie Entscheidungen treffen, die auch Auswirkungen auf Andere haben.

Aber mehr zu diesem Thema und anderen, wenn man sich persönlich wieder sieht.

Man denkt natürlich viel über die vergangenen Monate. Besonders in den letzen Tagen. Es ist schwierig Dinge zu finden, die man jetzt wirklich negativ fand. Denn auch die Situationen, die einem zum Zeitpunkt des geschehen negativ vorkamen, tragen doch zum Ganzen bei. Und das Ganze ist etwas, was wir beide nicht bereuen gemacht zu haben. Im Gegenteil, man weiß, dass es einem viel gegeben hat. Was genau, wird man wahrscheinlich sogar erst überwiegend herausfinden, wenn man wieder zurück ist.

Man freut sich natürlich auch wieder auf Deutschland. Jeder hat da seine eigenen Gründe und das ist auch gut so.

Zusammenfassend kann man sagen, dass man stolz ist auf die acht Monate. Stolz, dass man mitgemacht hat, stolz auf die Arbeit, stolz, dass man alles (hoffentlich) gut bewältigt hat. Und seien wir ehrlich, der Freiwilligendienst war wirklich großartig!

Dieser letzte Text hat jetzt nicht die letzten Monate aufgearbeitet. Eigentlich hat er gar nichts aufgearbeitet. Das ist auch irgendwie nicht möglich. Solch ein Artikel würde viel zu lang werden und vor allem kann man sich sowieso nicht an alles erinnern, was passiert ist. Noch dazu wird man die meisten Leute, die diese Artikel lesen in nächster Zeit persönlich sehen. Zumindest einer von uns beiden. Und wie lässt sich besser über Dinge berichten, als Angesicht zu Angesicht.

Als letztes, folgen noch ein paar Statistiken über unseren Aufenthalt hier.




Allein über den Inhalt mancher Werbe SMS hätte man wahrscheinlich nochmal einen eigenen Blogartikel schreiben können.




Also, frohe Ostern und man sieht sich!

Mittwoch, 17. Februar 2016

Die Peermade Development Society und unsere Arbeit

Jetzt haben wir schon einiges auf diesem Blog geschrieben, aber vieles davon beschäftigt sich mehr mit allgemeinen Themen. Es ist wirklich mal Zeit mehr auf unsere Organisation und unsere Arbeit einzugehen. Genau darum dreht sich dieser Artikel. Er soll näher erklären was die Organisation bei der wir arbeiten eigentlich macht und vor allem soll er auch mal näher auf unsere Arbeit eingehen. Besonders das ist denk ich mal interessant, denn unser Projekt geht wirklich über die Mehrheit unseres Aufenthaltes hier. Ich werde übrigens im Rest des Artikels Peermade Development Society mit “PDS” abkürzen.

Frau eines Tribal-Bauern überprüft den Pfeffer,
der in der Sonne zum trocknen ausliegt.
PDS wurde 1980 hier in Peermade, Kerala von einem Mann namens Mathew Arackal gegründet. Herr Arackal war zu dieser Zeit ein Pfarrer in dieser Region und hatte viel Kontakt zu der lokalen ländlichen Gemeinschaft, sowie auch den Tribal Gemeinschaften der Gegend. So bekam er auch direkt mit, mit welchen Problemen diese Menschen zu kämpfen hatten. Im Falle der Bauern war dies zum Beispiel, dass der heftige Gebrauch von chemischen Pestiziden und Düngemitteln dazu führte, dass der Umwelt extrem geschadet wurde und somit Pflanzen und auch die Menschen der Umgebung mit verschiedenen negativen Folgen zu kämpfen hatten. Alles in allem wurde der Ertrag, den die Bauern von ihren Feldern bekamen immer schlechter. Auch gesundheitlich kamen durch die verschiedenen chemischen Mittel viele Probleme auf.

Die Tribals (mit diesem Begriff sind die “Ureinwohner” der Gegend gemeint, die sehr Abseits wohnen und ihre eigenen Bräuche und Kultur haben) hingegen hatten mit anderen Problemen zu kämpfen. Sie hatten zwar guten Ertrag, wurden jedoch häufig stark ausgenutzt und ausgebeutet. Sie erhielten unfaire Gegenangebote beim Tausch ihrer Ware und waren generell sehr vernachlässigt von der Regierung.

Father Arackal sah dies alles und begann mit seiner Arbeit zur Verbesserung der Lage. Diese Arbeit wandelte sich dann bald in die Peermade Development Society. PDS befasst sich heute mit sehr vielen verschiedenen Themen und ist die größte Nicht-Regierungs Organisation in Südindien. Father Arackal ist heute auch nicht mehr Father, sondern Bischof der lokalen Diözese und hat sich aus der Arbeit von PDS viel zurückgezogen. Die Organisation wird heute von Father Hubby Mathew geführt, der somit auch unser Vorgesetzter ist und mit dem wir (neben vielen, vielen anderen Leuten) für unsere Arbeit auch einiges zu tun haben.

Pilzkulturen zur biologischen Bekämpfung von Schädlingen.
PDS ist heute wie gesagt in vielen Bereichen aktiv. Dazu gehört unter Anderem Ayurveda und traditionelle Medizin, Tribal Development (Arbeit mit den Tribal Gemeinschaften), Unterstützung und Beratung von Frauen und Familien, Unterstützung von Kleinunternehmen, Wassererhaltungsprogramme, Unterstützung und Verbreitung von Biologischer Landwirtschaft, Unterstützung von lokalen Erfinder/innen und viele, viele anderen Felder. PDS ist nicht umsonst die größte NGO Südindiens, dementsprechend ist die Reichweite und Arbeit der Organisation sehr breit gefächert.

Verschiedenste Gewürze und Pflanzenteile
zur Herstellung von Ayurvedischer Medizin.
Die Größe der Organisation bedeutet auch, dass PDS viele Mitarbeiter hat die für die jeweiligen Projekte, Units und Programme arbeiten. Soweit ich weiß sind es im Moment circa 800 Mitarbeiter, die PDS beschäftigt. Darunter sind wirklich die verschiedensten Menschen, von Professoren, die einzelne Projekte beraten, über Wissenschaftler, die in Laboren arbeiten, bis in zu Menschen ohne Hochschulabschluss, die sich aber dafür gut in der Gegend und mit den Menschen auskennen und somit perfekt geeignet sind für die Arbeit mit einzelnen Dörfern und Gemeinden.

So ziemlich einer der besten Aspekte unser Arbeit hier ist, dass wir sehr viele Projekte und Menschen kennenlernen.

Aber was genau ist unsere Arbeit hier?

Training von Animatoren.
Treffen von Selbsthilfe-Gruppen
In den (inklusive unserem Jahr) drei Jahren, die PDS jetzt schon Freiwillige hat, gehen die Aufgaben meist in die gleiche Richtung: Vor allem sind die Freiwilligen für die Dokumentation zuständig. Das heißt zum Beispiel, dass sie meistens dabei sind wenn irgendein Event stattfindet, dass PDS organisiert hat oder irgendeine Veranstaltung stattfindet, die mit einem der Projekte zu tun hat und nicht alltäglich ist. Darunter fällt alles Mögliche, oft sind es aber Sachen wie Einweihungen von neuen Projekten und Anderem, große Treffen und Versammlungen, Feste, Reden, Workshops, Trainings und so weiter. Zur Dokumentation gehören zum Beispiel auch solche Dinge wie das Schreiben von Case Studies oder Success Stories. Das sind Berichte, die ein Projekt beschreiben, den Verlauf darstellen, vielleicht ein paar Interviews beinhaltet und auf die Auswirkungen, beziehungsweise den Erfolg des Projekts eingehen. In den zwei Jahren vor uns war bei den Aufgaben euch noch ein wenig Unterricht und andere Arbeit mit Schülern, beziehungsweise Kindern dabei. Bei uns war das dieses Jahr jedoch nicht möglich, weil der Unterricht in einem Mädchenheim von PDS stattgefunden hat und man in Indien nie Mädchen von männlichen Freiwilligen unterrichten lassen würde.

Die Aufgaben für uns sind teilweise ähnlich, obwohl bei uns noch ein anderer, wichtiger Aspekt hinzu kommt. Wir sind auch für die Dokumentation zuständig, haben aber keine Berichte oder so geschrieben, da sich der Direktor der Organisation bevor wir kamen eine Hauptaufgabe für die neuen Freiwilligen überlegt hatte. Unser Hauptprojekt ist das Produzieren eines Films über PDS. Der Film soll die wichtigsten Aufgaben - und Arbeitsfelder der Organisation darstellen. Das heißt, in den letzten Monaten, bestand der größte Teil unserer Arbeit aus rumfahren, Units und Projekte besuchen, filmen und fotografieren, Scripte schreiben, Voice Over aufnehmen und dann aus Allem, im Office, einen guten Film zu schneiden. Wir hatten dabei, bevor wir richtig losgelegt haben, eine Art Plan entworfen, wie wir bei dem Film vorgehen. So ist das Vorgehen, den Film Unit für Unit anzugehen, und jedes Unit als einen einzelnen Film abzuschließen, bevor es zum nächsten Projekt geht. Am Ende werden dann alle, einzelnen Unit Filme zusammen geschnitten und ein Intro, sowie ein Outro noch hinzugefügt. So wie es jetzt aussieht, ist der Film, der am Ende dann entsteht, etwas mehr als eine Stunde lang. Und so wie wir die Arbeit angegangen sind können die einzelnen Unit Filme auch perfekt separat gezeigt werden, falls nur ein bestimmtes Unit vorgestellt werden soll. Der Film ist übrigens auf Englisch.

Jetzt sollte man vielleicht noch dazu beantworten, wozu PDS überhaupt so einen Film gebrauchen kann. Dadurch, dass PDS eine so große Organisation ist, ist es nicht so einfach einem Interessierten zügig nahe zu bringen, um was es bei einem Projekt oder Unit eigentlich geht. Das wird zum Beispiel gut deutlich bei einem Unit, wie dem Tribal Development Projekt. Die Tribals in dieser Region leben meist sehr abseits und die Zugangswege zu den Gemeinschaften sind nicht die Besten. Wenn es regnet, ist eigentlich gar nicht möglich die Tribals zu besuchen. Das war auch für uns ein großes Problem, denn bis in den Dezember rein hat es eigentlich mindestens jeden zweiten Tag geregnet. So ein Projekt ist schwer zu besuchen und somit auch schwer nahe zu bringen. Der Film, in Verbindung mit Berichten wie Success Stories, Case Studies und dem jährlichen Bericht den PDS rausbringt, kann die Arbeit gut darstellen. Vor allem sind die Filme dazu da einen Überblick zu schaffen. Da jeder Unit Film nur um die acht bis zehn Minuten lang sein kann (am Ende soll kein drei Stunden Film rauskommen), ist es nicht Ziel des Films, möglichst detailliert über ein Projekt zu berichten. Er soll nur zeigen, um was es bei dem Projekt geht. Das wird deutlich bei Projekten, die “Ayurveda Unit”, “Tribal Development Unit” oder “Community Empowerment” heißen. Nur vom Namen her, kann sich kaum einer vorstellen, wie diese Projekte arbeiten und was sie bewirken.

Der Ganze film oder einzelne Teile, können dann Gästen (durch die Ayurveda Medizin und ein neues Museum kommen auch viele Touristen zu PDS), Menschen und Unternehmen, die mit PDS zusammenarbeiten (wollen), Leuten aus der Umgebung die vielleicht Teil eines Projektes werden, und vielen Anderen gezeigt werden. Was mir persönlich an Möglichkeiten  noch so einfällt, ist dass man den Film auch neuen Mitarbeitern von PDS zeigen kann. Im Prinzip ist der Film für jeden geeignet, der an der Arbeit von PDS interessiert ist oder dessen Interesse geweckt werden soll. Vorausgesetzt, der oder diejenige versteht Englisch.

Filmen zum Thema biologischer Anbau und Gewürze.
Bei allen Unit Filmen, die wir machen ist die Vorgehensweise eigentlich gleich. Wir besprechen uns meist zuerst mit unserem Mentor und klären mit ihm, wer zuständig ist für das Projekt, welches wir dokumentieren wollen oder wen man gut ansprechen kann bezüglich Besuchen und so weiter. Oft wissen wir schon vorher wo das Projekt hauptsächlich stattfindet und wenn wir auf eigene Faust dort hinkommen können, machen wir das auch meistens so. Somit beinhaltet die Arbeit auch einiges an Busfahren und sehr viel Eigeninitiative, was wir am Anfang auch zugegebener Maßen erst einmal realisieren mussten. Oft ist vor dem Filmen auch schon das sScript fertig, das wir durch Befragung von Mitarbeitern und zusammen tragen von Informationen aus Berichten, Case Studies, und so weiter machen. Das Script ist gleichzeitig auch der Text für das Voice Over. Durch das Script wissen wir, welche Aufnahmen wir auf jeden Fall sammeln müssen. In vielen Unit Filmen sind auch ein oder mehrere kurze Interviews erhalten. Oft entscheiden wir spontan, wenn wir schon einmal vor Ort waren, wen wir interviewen. Das hängt auch meist damit zusammen, wer gerade Zeit hat. Wir können nämlich für die Fertigstellung des Films nicht ewig warten, da wir in gewisser Weise einem Zeitplan folgen, um alles rechtzeitig bis Mitte März fertig zu bekommen. So haben wir für ein Unit auch meist nur eine bestimmte Menge and Zeit, bevor es weitergehen muss. Nachdem Aufnahmen gesammelt sind und das Script fertig gestellt, beziehungsweise vielleicht nochmal Änderungen daran gemacht wurden, geht es ans Schneide. Der Film wird, dem Script entsprechend geschnitten und alle möglichen Effekte und andere Sachen, wie Titel, Untertitel und so weiter eingefügt. Oft müssen Interviews dafür vorher noch mit Hilfe von anderen Mitarbeitern (meist unserem Mentor) übersetzt werden. Manchmal werden die Interviews nämlich auf der lokalen Sprache aufgenommen, da das für die Beteiligten einfacher ist. Das vorher aufgenommene Voice Over wird auch eingefügt. Hinzu kommt dabei noch Musik und der Film kann an den Direktor, beziehungsweise unseren Mentor abgeben werden. Meist bekommen wir von ihnen noch Sachen mitgeteilt, die verbessert werden sollten.

Manchmal muss die Arbeit wegen Fans unterbrochen werden.
Dieser ganze Prozess war am Anfang schwierig zu bewältigen und man ist konstant am lernen. Man muss erst mal herausfinden, wie man mit den Möglichkeiten, die man hat, ein passables Voice Over aufnimmt, wie man Schrift in einem Film darstellt, so dass sie auf jedem Hintergrund zu sehen ist, wie man die Stimme eines Menschen aufnimmt, ohne dass die Videoqualität darunter leidet und viele andere Sachen über die man auf dem Weg stolpert. Im Nachhinein ist es interessant zu sehen, wie wir über die Zeit ein paar Tricks entwickelt haben, die es einem dann doch ermöglichen, die meisten Probleme, die als amateur Filmemacher auf einen zu kommen, zu bewältigen.

So sind über die letzten sechs ein halb Monate bis jetzt schon acht Filme entstanden. Und bis Mitte März sollen noch mindestens zwei hinzukommen, plus andere Aufnahmen, wie Intro und Outro, um den vollen Film fertig zu stellen.

Der Film wird dann am Ende die wichtigsten Units von PDS vorstellen und in unseren Augen einen guten Überblick über die Arbeit der Organisation geben. Dabei sieht er dann auch hoffentlich noch ganz passabel aus.

Eins ist klar, ich glaube wir hätten bei PDS keine bessere Aufgabe haben können, um einen Einblick in die Organisation zu bekommen. Durch die Größe der Organisation ist es nahezu unmöglich alles zu sehen was sie macht und wahrscheinlich noch viel schwieriger alles in einem Film darzustellen. Aber der Film sollte ein guter Anfang sein.

Wer mehr wissen möchte über die Peermade Development Society und was die Organisation vollbringt, sollte mal einen Blick auf ihre Internetseite werfen, (vielleicht kommt ja auch noch ein Blogartikel hinzu, der auf das ein oder andere Projekt näher eingeht, wenn nicht bin ich mir sicher, dass wir den Film auch später frei zeigen können) und wie immer, wenn es irgendwelche Fragen gibt einfach losfragen:

http://www.pdspeermade.com










Donnerstag, 10. Dezember 2015

Ein ganz normaler Tag bei PDS

Um 7.30 Uhr morgens klingelt der Wecker. Jetzt heißt es schnell aufstehen und Duschen, für mich einer der größten Überwindungen am Tag, weil das Wasser doch sehr kalt ist. Ich öffne die Tür von meinem Zimmer und werde von meinem Teampartner Liam begrüßt, der direkt gegenüber von mir wohnt. Gemeinsam gehen wir, am gerade im Bau befindlichen Museum vorbei zu dem Gebäude in dem wir unser Essen einnehmen. Josef, unser Koch erwartet uns mit seinem selbst gemachten Saft und variierenden Speisen. Neben uns sitzt ein Tourist aus Österreich, der für eine Ayurvedakur da ist. Gesprochen wird am Tisch trotzdem Englisch, weil ein Geschäftsmann aus England gestern angekommen ist, der ein eigenes Geschäft mit dem Handel von Organic Spices über das Internet aufgebaut hat. 
Ich freu mich jedes Mal auf neue Gäste und deren Geschichten und werde auch dieses mal nicht enttäuscht. Tim erzählt in seiner Muttersprache von einer Motorradtour von Indien nach England, später dreht sich das Gespräch um Motorräder und indischen Verkehr. 
Nach dem Essen und einem kurzen Abstecher zu unseren Zimmern um Laptop und Kamera zu holen, warten wir auf Jomon, einen sehr netten Mitarbeiter, der auch zum Office muss und uns deswegen oft mitnimmt. Wir steigen in den Jeep ein, der hinten offen ist und sich perfekt für die Straßen Indiens eignet. Nach einem drittel der Strecke kommt uns ein Motorradfahrer entgegen. Jomon Hupt erfreut und beide bleiben mitten auf der Straße stehen und unterhält sich. Dann geht es durch das Nachbardorf Kuttikanam, vorbei an Kühen die auf der Straße liegen und unzähligen Teeplantagen, weiter zu unserem Office in Peermade. Auf der Fahrt erzählt uns Jomon, wie er seinen Job bei PDS bekommen hat. Als Sohn eines Farmers suchte er Arbeit und ging nach Tamil Nadu, wo er anfing als Fahrer zu arbeiten. Oft musste er als Fahrer aber mehr warten als fahren und  hatte während dieser Zeit die Möglichkeit Leute zu beobachten, die an einem Computer arbeiteten. Eines Tages wurde jemand gebraucht, der für den Chef einen Brief am Computer schreiben konnte und Jomon konnte sein Können beweisen. Mit seinen Kenntnissen bewarb er sich nun auf eine Stelle bei PDS und wurde genommen. Jomon arbeitet für PDS als Buchhalter.
Der Jeep in dem wir oft fahren. 

Morgens findet im Office immer ein Morgengebet statt, an dem wir auch immer teilnehmen, denn wir sind ja auch Teil des Teams. Danach gehen wir hoch an unseren Arbeitsplatz, einem größeren Raum, indem wir zusammen mit anderen Mitarbeitern sitzen. Unsere Arbeit bestehen hier aus Film schneiden, Fotos bearbeiten und anderen Arbeiten rund um die Filme, die wir machen. Dazu kommen noch Aufgaben wir Berichte schreiben,  Recherche betreiben und sonstigen Aufgaben die ab und zu anfallen, wie  zum Beispiel einen Flyer entwerfen. Da neben unserem Office eine Moschee ist, ertönt kurz vor dem Mittagessen immer der Muezzin und ruft zum Gebet. 


Nach dem Essen haben wir ein Fieldvisit. Wir treffen den Sohn eines Farmers nach einer viertel Stunde Busfahrt in einem kleinen Dorf. Der Engländer ist mit ihm gekommen, beide mit einem Motorrad. Die Farm liegt weit außerhalb, also heißt es ab aufs Motorrad und schon geht es als Beifahrer durch die wunderschöne Landschaft Keralas. Angekommen, werden wir freundlich von Jose, dem Farmer und seiner Frau begrüßt und wir können viele Aufnahmen von angebautem Pfeffer und  anderen Gewürzen machen. Unsere Arbeitszeit ist nun vorbei und wir fahren zurück nach Kuttikanam, wo wir im vorbeifahren ein kleines Café entdeckt haben, was von außen den Eindruck erweckt als könnte es dort vielleicht echte Schokoladenmuffins geben. Wir werden nicht enttäuscht, es gibt neben Muffins sogar Schokolavakuchen und echten Kaffee, ich fühle mich wie im siebten Himmel. 
Mit der Riksha geht es nun gequetsch zwischen 4 anderen Mitfahrern nach Pambanar, wo wir einem Schneider den Auftrag gegeben haben, jedem von uns einen Sportbeutel zu nähen. Hinten ist die Bank der Riksha schon voll, deswegen setze ich mich mit auf den sitz vom Fahrer, ein wenig unbequem aber dafür kostet die Fahrt auch nur 10 Rupien (circa 7 Cent).  Die Beutel sind zwar nicht perfekt geworden, da der Verkäufer nicht sehr gut Englisch spricht und wir ihm eigentlich, außer mit einer Zeichnung, kaum erklären konnten was wir wollten. Trotzdem übertreffen sie unsere Erwartungen und wir sind sehr zufrieden. 

Endlich geht es nach Hause zum Abendessen. Es gibt Chapatti und eine Soße mit Erbsen - sehr lecker! Auf dem Weg zum Haus besuchen wir noch unseren Nachtwächter. Wir haben ein paar Adventskalender gebastelt und für ihn ist natürlich auch einer dabei. Nach einigen Erlärungsversuchen vertrauen wir darauf, dass er das Prinzip verstanden hat und als wir später einen Blick aus dem Fenster auf sein Wächterhäuschen werfen, sehen wir, wie er neugierig alle Päckchen betastet. Weil es immer schon um 6 Uhr dunkel wird, haben wir nach dem Abendessen nur noch wenig Programm. Dann heißt es entweder Wäsche waschen oder noch einen Film schauen.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Religionen in Indien

Oft, wenn wir im Office von PDS sind um Arbeit am Laptop zu erledigen, hört man zwei oder dreimal am Tag den Muezzin zum Gebet rufen. Direkt neben dem Office befindet sich die Moschee von Peermade, der Stadt in der sich das Office befindet. Ich persönlich kannte so etwas vorher nicht. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, jemals einen Muezzin in Deutschland gehört zu haben. Der Ruf des Muezzin hat für mich persönlich etwas schönes, besonders hier vor wir wohnen. Eine Moschee direkt neben dem Zentrum einer christlichen Organisation. Für mich steht das für ein Phänomen, was man hier überall beobachten kann: Viele Religionen an einem Ort, die miteinander Leben.

Egal zu welchem Thema man sich Indien anguckt, es gibt es immer viele verschiedene Aspekte. Bei bei Essen, Politik oder eben Religion.

Von außen ist das Land bekannt für eine gewisse Spiritualität. Das hat vor allem die Religion des Hinduismus verursacht, die eine Vielzahl von bunten Riten und Göttern beinhaltet. Dennoch, ist der Hinduismus nicht die einzige prägende Religion in diesem Land. Die sechs Hauptreligionen Hinduismus, Islam, Christentum, Sikhismus, Buddhismus und Jainismus prägen das stark religiöse Land, manche mehr und manche weniger. Dieser Artikel wird sich vor allem mit den in Europa weniger bekannten Religionen des Hinduismus, Sikhismus und Jainismus beschäftigen.


Der Hinduismus

Nach dem letztem Zensus im Jahre 2011 gehören 79,8% der Inder dem Hinduismus an. Der Hinduismus gilt als die älteste Religion der Welt. Als die dominanteste Religion im Land sieht man ihren Einfluss überall, egal ob in der Fahrt im Bus oder beim Besuch im Tempel. In Kerala, der Bundesstaat in dem wir wohnen, ist der Einfluss schwächer als im Rest des Landes, dennoch ist er nicht zu Übersehen. Der Hinduismus basiert auf dem Glaube, dass die Seelen von Menschen und Tier immer wieder, in verschiedenen Formen, zurück auf die Erde kommen. Hindus glauben, dass die Seele in einer Art Hierarchie auf und ab wandert, basierend auf dem Verhalten in einem Leben. Eine Person die in eine höhere Kaste geboren wird hat somit, nach dem hinduistischen Glauben, viele gute Taten in ihrem letzten Leben vollbracht. (Das Kastensystem ist kompliziert und verdient einen ganz eigenen Artikel. Es gibt verschiedene Kasten, die man mit Gesellschaftsschichten vergleichen kann. Das Kastensystem ist heute weniger present in Indien als früher, spielt aber dennoch eine Rolle. Wichtig ist hier, dass alle Kasten in eine Hierarchie eingeordnet sind. So gibt es höhere Kasten und niedrigere.) Je besser sich ein Hindu in seinen Leben verhält, desto mehr “Karma” sammelt er und steigt auf im Kastensystem, um am Ende “Nirvana” zu erreichen. Nirvana zu erreichen bedeutet den Kreislauf der Wiedergeburt zu durchbrechen und in eine Art “Himmel” aufzusteigen. Der Pfad dort hin setzt sich zusammen aus guten Verhalten, verschiedenen Riten, Hingabe zur Religion und der sogenannte “Weg des Wissens”, vergleichbar mit dem Begriff der Erleuchtung. Wie andere Religionen, besitzt der Hinduismus auch heilige Schriften. Diese beinhalten Lobhymnen (genannt “Mantras”), Opferrituale (“Brahmanas”), Lehren des Hinduismus (Upanishads), Gesetze (vergleichbar mit den Geboten im Christentum), sowie Mythen, Geschichte, Legenden und Epen. 

Das Symbol des Hinduismus ist das "Om" Zeichen. Es ist auch ein Mantra und findet sich in vielen hinduistischen Schriften wieder.

Im Hinduismus gibts es viele Götter, hier eine kleine Auswahl. Interessant ist dabei, dass es im Hinduismus (anders als im Islam oder im Christentum) Gang und Gebe ist die Götter auf verschiedenste Weise und überall abzubilden:

Brahma, the Creator: Brahma ist der “Erschaffer” von allem, wahrscheinlich der wichtigste Gott. Er besitzt vier Köpfe und vier Arme.

Vishnu, the Preserver: Vishnu ist verantwortlich dafür, die Harmonie und das Gleichgewicht in der Welt zu erhalten. Vishnu wird in vielen verschiedenen Formen verehrt, meist jedoch in der Form seiner “Avatare”: “Rama”, ein sehr beliebter Gott, der als der perfekte Sohn, Ehemann und König dargestellt wird und “Krishna”, ein Gott der die heiligen Schriften lehrt und den Hindus versprochen hat, dass er zur Erde zurückkehren wird, um sich den Menschen zu zeigen. Vishnu besitzt auch vier Arme.

Shiva, the Destroyer: Shiva wird als der Zerstörer von allem dargestellt, jedoch auf eine positive Art und Weise. Shiva zerstört Dinge, damit sie neu und besser entstehen können. Shivas Körper ist bedeckt mit Asche und er wird oft in meditativer Form dargestellt.

Saraswati, Goddess of Learning: Saraswati ist die Göttin des Lernens, der Musik, Sprache und Weisheit. Sie besitzt vier Arme, die die vier menschlichen Aspekte des Lernens darstellen sollen: Den Verstand, den Geist, Wachsamkeit und das Ego.

Ganesha, God of Wisdom and Remover of Obstacles: Ganesha besitzt einen Elefantenkopf und steht für Intelligenz und Aufmerksamkeit und wird, wegen seinem dicken Bauch, oft auch mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.


Der Sikhismus

Dem Sikhismus gehören circa 2% der indischen Bevölkerung an. Diese Religion ist im Vergleich zu den meisten anderen sehr jung, da sie erst im 15. Jahrhundert entstand und ist vor allem im Bundesstaat Punjab vertreten, wo sie auch herkommt. Der Sikhismus wurde von Guru Nanak begründet. Guru Nanak vereinte verschiedene, seiner Meinung nach, besten Aspekte der anderen vorherrschenden Religionen im Sikhismus. Im Sikhismus besitzt jeder die gleichen Rechte, egal welcher Religion, Kaste, Geschlecht, Hautfarbe oder Rasse er angehört. Dazu weist der Sikhismus jegliche Art von unnötigen Ritualen zurück. Ein Sikh glaubt an einen Gott und in die Lehren der “Gurus”, eine Form von Meistern. Der letzte von zehn Sikh Gurus war Guru Gobind Singh, der 1708 starb. Seitdem halten sich Sikhs and ihre heilige Schrift, die Guru Granth Sahib, eine Sammlung von Lehren der zehn Gurus. Sikhs praktizieren ihre Religion vor allem in “Gudwaras”, ein Ort der vergleichbar mit einer Kirche oder einer Moschee ist. Sikhs glauben, dass Got überall ist und unterstützen somit Pilgern nicht. Ein wichtiger Bestandteil des Sikhismus sind die fünf K’s, fünf Artikel des Glaubens, die den Sikhismus prägen. Die erste Artikel ist “Kesh”, was Haar bedeutet. Sikhs haben meist sehr gepflegte Kopf und Gesichtsbehaarung. Viele Sikhs besitzen lange Haare und Männer tragen oft einen Turban, sowie einen langen Bart. Die weiteren Artikel sind “Khanga”, welches Kamm bedeutet und für Sauberkeit steht, “Karma”, was Verbindung bedeutet und einen speziellen Stahlarmreif bezeichnet und die Verbindung zwischen den Sikhs und ihren Gurus darstellt. Der Dritte Artikel ist “Kachha”, eine Art längere Unterwäsche, die eine traditionelle Art von Kleidung für die Sikhs ist. Der letzte Artikel ist “Kirpan”, eine Art Schwert, welches für Respekt, Selbstrespekt, Ehre und Freundlichkeit steht. Da Sikhs lange um die Anerkennung ihrer Religion kämpfen mussten, hat es oft auch die Bedeutung von Macht und Freiheit.

Das Symbol des Sikhismus ist das sogenannte "Khanda". Das Symbol setzt sich zusammen aus zwei gekreuzten Schwertern, welche für Wissen und den Glaube in Gott stehen. Der Kreis über den Schwertern wird "Chakar" genannt und steht für die Endlosigkeit von Gott.

Beeindruckend am Sikhismus finde ich persönlich die Offenheit gegenüber anderen Religionen. Als wir einen Gudwara in der indischen Stadt Coimbatore besuchten, wurde uns erklärt, dass jeder den Sikh Tempel für seine eigene Religion benutzen kann, egal welcher er angehört. So kommen zu Gudwaras auch viele Angehörige anderer Religionen, um ihren Glauben auszuüben. Diese Toleranz ist ungewohnt, da sie in anderen Religionen meist nicht vorhanden ist.


Der Jainismus

(Kleine information: In vielen Religionen, wie dem Hinduismus, dem Buddhismus und auch dem Jainismus sieht man oft ein Symbol, was an ein Hakenkreuz erinnert. Das Symbol, welches in diesen Religionen verwendet wird, hat jedoch rein gar nichts mit dem Hakenkreuz zu tun, was aus dem dritten Reich bekannt ist. Adolf Hitler missbrauchte das Symbol für seine eigenen Zwecke.)

Als letzte Religion möchte ich den Jainismus betrachten. Es gibt nur wenige Jains in Indien, der Religion gehören ungefähr nur 0,4% der Bevölkerung an. Dennoch ist es eine sehr außergewöhnliche Glaubensrichtung und definitiv wert hier beschrieben zu werden. 

Der Jainismus sieht die Seele von Mensch und Tier als eine lebende Substanz an, die in Verbindung mit verschiedenen, nicht lebendigen Substanzen steht. Der Jainismus konzentriert sich auf vollkommene Inaktivität und Gewaltlosigkeit gegenüber allen lebenden Menschen und Tieren. Aus diesem Grund tragen Jain Mönche und Nonnen Gesichtsmasken, die verhindern sollen, dass sie aus Versehen kleinste Organismen einatmen. Manche Jains kehren auch den Boden um sich herum mit speziellen Besen, um zu verhindern, dass sie beim Sitzen oder Laufen Kleintiere töten. Alle Jains sind auf Grund ihres Glaubens Vegetarier.

Im Jainismus gibt es zwei Hauptdivisionen. Zum einen die Digambara Mönche, die keine Kleidung tragen und die Svetambara Mönche und Nonnen, die weiße Kleidung tragen und Schüsseln mit sich tragen, um Essen zu sammeln. Jains feiern vor allem die fünf wichtigsten Ereignisse im Leben des Begründers ihrer Religion, Vardhamana Mahavira: Empfängnis, Geburt, Verzicht, Erleuchtung und als letztes die Freigabe nach dem Tod. Für viele Angehörige des Jainismus ist es normal an Riten von anderen Religionen, wie Hinduismus, Islam oder Christentum, teilzunehmen.

Das Zeichen des Jainismus setzt sich aus verschiedenen Symbolen zusammen. Der Text am unteren Rand, "Parasparopagraho Jivanam", bedeutet übersetzt "Leben und Leben lassen". Die Swastika ist ein sehr wichtiges Symbol im Jainismus. Die vier Arme der Swastika repräsentieren die vier Arten des Daseins, nach dem Jainismus: Göttliche Wesen, menschliche Wesen, höllische Wesen und niedere Wesen (Flora und Fauna). Der Text auf der Hand (welche "Ahimsa" genannt wird), bedeutet übersetzt so viel wie "kein Verletzten".

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Ich wollte in diesem Artikel nicht auch noch mal extra auf den Islam und das Christentum eingehen, obwohl sie beide in diesem Land stark vertreten sind. Nach dem Zensus von 2011 gehören circa 14,2% der Inder dem Islam an und 2,3% dem Christentum. Besonders in unserem Bundesstaat, Kerala, ist das Christentum sehr stark vertreten. Dennoch wollte ich nicht viel zu diesen Religionen sagen, da sie den meisten bekannt sein dürften. Noch dazu bin ich der Meinung, dass man in der heutigen Zeit und im Zusammenhang mit Geschehnissen der letzten Monate und Jahre, erwarten kann, dass sich jeder zumindest ein bisschen mit besonders diesen beiden Religionen auseinandergesetzt hat. 

Es gibt glaube ich nur wenige Themen bei denen ich das sagen würde, aber ich denke, was den Aspekt der Religion angeht, kann man die Mehrheit der indischen Menschen als Vorbild ansehen. In vielen Teilen, besitzt das Land die gleichen Herausforderungen wie viele andere Länder, was Toleranz und das Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen Glaubensrichtungen angeht. Konflikte zwischen Anhängern der verschiedenen Religionen, der Einfluss der Religionen auf die Politik und fragwürdige Vorgänge, beziehungsweise Praktiken bei allen Religionen lassen sich auch hier beobachten. Dennoch, zeigt das alltägliche Leben hier, dass es sehr einfach und vollkommen normal sein kann, friedlich in einer Gesellschaft zu leben, in der sich Menschen mit verschiedenen (oder auch keinen) Glaubensrichtungen befinden.

Jeder hier kennt andere Religionen und Lebensweisen, weil man damit aufwächst, dass es um einen herum Menschen gibt, die an etwas anderes glauben oder ihr Leben anders leben. Und trotzdem gibt es nur wenige Probleme. Ich glaube es gibt keinen besseren Beweis, dass es auch weltweit funktionieren kann.


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Quellen:
http://www.culturalindia.net
http://hindunet.org
http://www.canteach.ca
http://adaniel.tripod.com
Bilder von Wikipedia

Donnerstag, 5. November 2015

Politik in Indien - Wahlen und Die Regierung Modi

Vor kurzem fanden im Bundesstaat Kerala, in dem wir leben, die regionalen Distriktwahlen statt. Dabei wählt die Bevölkerung die politische Vertretung der einzelnen Distrikte von Kerala. In unserem Fall ist das der Distrikt Idukki. Die Ergebnisse stehen noch nicht fest, dennoch beeindruckte uns die herausragende Wahlbeteiligung von 80 % im unserem Distrikt. Da die meisten Menschen hier offen über Politik reden, sobald man es schafft sich ein wenig anzunähern, dachten wir, dass ein Artikel über die politische Situation Indiens vielleicht mal ganz interessant wäre.

Überall Wahlplakate in Vandiperyar, eine Stadt nahe uns.



Mit dreimal so vielen Einwohnern wie Europa ist Indien das am 2. meisten Bevölkerte Land der Erde. Die größte Demokratie der Welt steht vor massiven Problemen. 50% der indischen Bevölkerung ist unter 25, weshalb jedes Jahr 12 Millionen Menschen auf den Arbeitsmarkt strömen. Für 25 % der im Land lebenden Bevölkerung gibt es immer noch keinen Strom . Auch Umweltprobleme machen dem Land zu schaffen, (die Luft in Mumbai ist so stark verschmutzt, dass man täglich Rauch, vergleichbar mit der Menge von zweieinhalb Schachteln Zigarretten inhaliert) die Atmosphäre ist verpestet und es droht eine Wasserkrise. 
Vor all diesen Problemen stand der Mann, der am 16 Mai 2014 mit einer absoluten Mehrheit von 31% zum neuen Premierminister Indiens gewählt wurde - Narendra Modi.
Narendra Modi wurde am 17 September 1950 in Vadnagar geboren und  wuchs als drittes von 6 Kindern in einer eher ärmlichen Händlerfamilie auf. Im Alter von 8 Jahren entdeckte Modi die RSS (Rashtriya Swayamsevak Sangh) die ihm später half in der Partei BJP Fuß zu fassen.
 Die RSS gilt als extremistische Hindu Organisation und gilt als einer der größten Verein der Welt. Immer wieder wurde an ihm kritisiert, dass er religiöse Minderheiten unterdrücke. Ein langjähriger Vorstand des RSS verdächtigte Muslime als potenzielle Vaterlandsverräter und Christen als feindliche Agenten. 
Nach einer schnellen politischen Karriere, folgend auf seinen Eintritt in die BJP, wurde Modi zum Chief Minister von Gujarat und verhalf dem Bundesstaat zu großen wirtschaftlichen und administrativen Erfolgen und konnte dort von 2002 bis 2012 regieren. Im Mai 2014 wurde er dann zum Premierminister von Indien gewählt. 
Schon vor der Zeit als Premierminister kam es bei ihm zu Kontroversen: So wurde ihm vorgeworfen, dass er bei einem Anschlag im Februar 2002, bei dem es eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Hindus und Muslimen gab und 254 Hindus, sowie 790 Muslime ums Leben kamen, er nicht stark genug in die Situation eingegriffen hätte. Die USA machte ihn für diesen Vorfall verantwortlich und ihm wurde 2005 sein Einreisevisum verwehrt. Nach einer späteren Untersuchung des Obersten Gerichts wurden aber keine wesentlich belastenden Beweise gegen Modi gefunden. In seiner jetzigen Amtszeit spricht sich Modi (wenn auch erst zögerlich) gegen die Diskriminierung von Religionen aus und betonte die Religionsfreiheit in Indien.
In seinem Wahlkampf setzte Modi verstärkt auf soziale Medien (der Wahlkampf war teilweise vergleichbar mit dem von Obama) und konnte so die absolute Mehrheit erreichen. Seine Wahlversprechen reichen von Wirtschaftswachstum bis hin zu weniger Korruption, ein marktfreundlichereres Umfeld und ausreichende Nahrungsmittelversorgung für Millionen von Indern unter der Armutsgrenze. Viel davon Umsetzen konnte er bisher noch nicht (wobei er sein Amt auch noch nicht so lange inne hat). Das erhoffte Wirtschaftswachstum trat zwar ein, jedoch um einiges geringer als erwartet. Positiv ist zu erwähnen, dass Modi sich für die Chancengleichheit von Frauen einsetzt. Vor Allem außenpolitisch, ist er um einiges aktiver als seine Vorgänger und pflegt die politischen Beziehungen des Landes. Einschnitte bei Nahrungsmittelsubventionen, die von der Welthandelsorganisation veranlasst wurden, konnte er auch vermeiden. Ein weitere Errungenschafft, die es dem Land ermöglicht mehr für die Versorgung seiner Bevölkerung zu tun.
Der Premierminister muss sich zu Recht jedoch auch viel Kritik stellen. Bekannt ist, dass er seinen dominanten Führungsstil besitzt. So dürfen seine Minister, sich nur mit seiner Erlaubnis gegenüber den Medien äußern. In seiner Partei ist er umgeben von Anhängern in hohen Ämtern, die in diverse Strafprozesse involviert sind und sein Vertrauter Amit Shah den er zum Präsidenten der BJP machte, ist sogar mit Mordvorwürfen konfrontiert. Ein weiterer negativer Aspekt ist auch, dass nach Modis Amtseintritt, der Lehrplan im Bundesstaat Gujarat um Schulbücher erweitert wurde, die hindufundamentalistische Weltansichten propagieren. Auch setzt Modi auf teilweise undurchsichtige Taktiken, um versprochen Reformen durchzubringen. Ein Beispiel ist eine Reform, die es Investoren ermöglichen sollte, leichter Bauland zu finden. Dafür sollte ein Gesetz, welches 2013 verabschiedet wurde und den Bauern des Landes mehr Schutz vor Enteignung gab, zu Gunsten von Industrie aufgeweicht werden, was aber zu so großen Protesten von Seiten der Bevölkerung, die in der landwirtschaft tätig ist (fast 50% der Menschen im Land) führte. Das Gesetz wurde nicht verändert. Modi wollte auch das Solarnetzwerk in seinem Land auf 100 Gigawatt ausbauen, was vielen Fachmännern als utopisch erscheint. Bei der Umweltpolitik kümmert sich Modi vor Allem um die Säuberung des Flusses Ganges und um eine Kampagne Namens “Säubert Indien". Die Luftverschmutzung in Delhi wird dagegen von seinem Umweltminister als "alter Hut" bezeichnet und negative Berichte von indischen Medien zu diesem Thema bezeichnet er als gesteuerte Kampagnen, die Indiens Entwicklung bremsen. 
Während seiner bisherigen Amtszeit erhöhte Modi den Druck auf zivilgesellschaftliche Organisationen massiv. Auch die vorige Regierung hatte schon damit begonnen Konten von Organisationen zu sperren und bis jetzt wurden mehr als 9000 Organisationen die Lizenzen entzogen, mit der Begründung, dass sie die industrielle Organisation behindern und zu weniger Wirtschaftswachstum sowie Imageschaden führen würden. Auffallend ist aber, dass vor allem Organisationen behindert werden, die sich politisch engagieren. So ist z.B die Ford Foundation auf der Beobachterliste, nachdem die Vorsitzende der Stiftung Modi kritisierte, er hätte bei Aufständen gegen Muslime nicht genug eingegriffen. Auch Greenpeace wurde stark eingeschränkt und darf keine Spenden mehr von ausländischen Spendern entgegennehmen. Greenpeace bezeichnete das vorgehen als das Verbieten von Kritik. 
In Kerala  bekommt die kommunistische Partei zurzeit die meisten Stimmen. Außerdem ist es der Bundesstaat mit den meisten Christen, kein Wunder also das einige der Leute die Modiregierung kritisch betrachten. In unserem Umfeld hatten wir die Gelegenheit einige Inder nach ihrer Meinung zu dem Premierminister zu fragen. Positiv wird von vielen Indern, die wir gefragt haben, was sie von der Regierung halten, erwähnt, dass Modi eine sehr internationale Politik verfolgt und im Gegensatz zu der vorherigen Regierung, stark bemüht ist, ausländische Beziehungen zu pflegen. Sie stehen hinter dieser Öffnung. Besonders im Laufe des Besuches von Angela Merkel kamen diese Punkte auf. Einige meinten außerdem, dass sich die Wirtschaft unter Modi spürbar verbessert hat. Während uns ein Muslim sagte, dass er sich unter Modi mit seinem Glauben nicht eingeschränkt fühlt, gab es auch Einige, die Modi genau für die Einschränkung von Andersgläubigen stark kritisierten. Er würde die anderen Religionen unterdrücken und den Hinduismus in den Vordergrund stellen. 
In den kommenden Jahren wird man sehen ob Modi doch noch einige seiner Versprechen erfüllen kann. Der am Anfang stehenden Euphorie scheint jedoch für immer mehr Ernüchterung zu weichen.   


kurz vor Bekanntgabe der Wahlergebnisse
Leute warten auf die Wahlergebnisse


Montag, 5. Oktober 2015

Grüße und Stromausfälle



Fast zwei Monate sind wir nun schon in Indien und mehr als ein Einhalb in unserem Projekt hier im Süden. Ich kann mit ziemlich großer Sicherheit sagen, dass wir uns schon längst eingelebt haben. Die Tage haben eine gewisse, schöne Routine bekommen und mittlerweile kennen wir alle Mitarbeiter von PDS so gut, dass es nur noch alle paar Tage passiert, dass man ein neues Gesicht in unserem Wohnort sieht . Am Anfang war es täglich so.

Noch dazu scheinen wir bestimmte Leute zum Grüßen erzogen zu haben. Am Anfang haben wir einfach jeden gegrüßt der uns über den Weg gelaufen ist, sobald er uns auch nur ins Gesicht geguckt hat. Ich habe keine Ahnung ob wir das einfach nur aus reiner Höflichkeit oder aus Vorsicht getan haben, da wir ja nicht wissen konnten mit wem wir mal mehr zu tun haben werden und mit wem weniger.

Noch dazu macht Grüßen hier einfach extrem Spaß. Die meisten Menschen laufen, wie so ziemlich jeder Andere eigentlich, mit einer relativen neutralen oder sogar ernsten Miene hier herum. Aber sobald man sie grüßt, ah da hellt sich alles auf. Egal ob man sie zum ersten mal sieht oder täglich mit ihnen zu tun hat.

Wie sich herausstellt ist das eine ziemlich gute Taktik, denn mittlerweile gibt es Leute hier, die wir so ziemlich jeden Tag treffen, die von alleine die Hand heben, immer wenn wir sie sehen. Wie zum Beispiel der Nachtwächter. Ich weiß mittlerweile schon zu 100 prozentiger Sicherheit, dass uns nach dem Abendessen ein lautes “Good Evening!” aus dem kleinem Häuschen entgegen kommt, wenn wir die 200 Meter zurück zu unserer Unterkunft laufen.

Und bis jetzt hab ich nur selten gesehen, dass er den Gruß auch jemand anderem zugerufen hat um die Zeit.

Auf der anderen Seite fällt mir aber auch gerade auf, dass ich keine Ahnung hab was “Guten Abend” in der lokalen Sprache heißt. Vielleicht sollten wir beim abendlichen Gruß auf Malayalan (die lokale Sprache) umstellen. Mal gucken was dann passiert.

Ans Grüßen mussten wie uns hier sowieso gewöhnen.

Ein schönes Beispiel dafür ist, wenn wir an der Bushaltestelle, nahe unserem Haus, stehen. Die Straße ist nicht stark befahren und es stehen meist kaum andere Menschen am Straßenrand. Dennoch kann man sagen, dass so ziemlich jedes fünfte Auto, sobald es uns sieht, langsamer fährt und alle Insassen ein lautes “Hello!” rausschreien. Und wir winken immer freudig zurück.

Ganz zu schweigen von den Reisebussen die vorbeikommen. Bei denen man manchmal das Gefühl hat, dass alle 50 Insassen gleichzeitig “HEY! How are you doing!?” aus den Fenstern rufen. Meist haben wir nicht mal Zeit auf die Frage zu antworten, da sie schon wieder 50 Meter weitergefahren sind.

Und das wirklich Interessante ist, dass es kein Muster gibt. Man wird von aller Art Leuten angesprochen, egal ob jung oder alt, Mann oder Frau.

Und Grüßen muss einfach sein. Egal ob den Ticketkontrolleur im Bus mit dem wir jeden Nachmittag nach Hause fahren, den Ladeninhaber des kleinen Geschäfts in dem wir oft einkaufen oder eben den Nachtwächter den wir jeden Abend sehen.


Neben Grüßen und Fragen beantworten gehören Stromausfälle auch zu den Ereignissen die Teil des (fast) täglichen Lebens sind. Da wir uns grad in der “Zwischenmonsunzeit” befinden bedeutet das, dass es fast jeden Tag zu dem ein oder anderem kurzen (manchmal aber auch längeren) Stromausfall kommt.

Obwohl sich so ein Stromausfall jetzt erstmal schlimm anhört ist er das eigentlich gar nicht. Außer wenn es dunkel ist, fallen die Ausfälle kaum auf, denn alle Geräte mit denen wir und alle anderen Mitarbeiter zu tun haben laufen über Akkus oder können durch externe Batterien betrieben.

Bis auf einige Sachen wir zum Beispiel das Licht oder der Strom in unserem Haus, hat so ein Stromausfall also keine zu großen Auswirkungen.

Es bedeutet meistens nur, dass man die Taschenlampe anmachen muss und das Handy gerade nicht aufladen kann.

Und im Notfall gibt es immer noch Kerzen.

Trotzdem ist es vielleicht interessant zu Wissen, wieso es hier, besonders bei Regen, so viele Stromausfälle gibt.

Aus Eigeninteresse habe ich ein wenig Recherche betrieben.

Reguläre Stromausfälle sind im ganzen Land keine Seltenheit.

Es gibt verschieden Gründe, warum es zu diesen Ausfällen kommt, einer der Hauptursachen ist jedoch vor allem die fehlende Infrastruktur, um der Nachfrage an Strom im ganzen Land gerecht zu werden. Und jedes mal, wenn man etwas unternimmt um die Kapazität zu vergrößern ist die Nachfrage schon wieder so gestiegen, dass die Stromproduktion nicht dauerhaft hinterherkommt. Das Problem sind dabei vor allem die sogenannten “Peak hours”, also die Zeiten am Tag oder im Jahr an denen besonders viel Strom verbraucht wird.

Am einfachsten lässt sich das Ganze mit einer Analogie erklären. Indien benötigt viele (vor allem breite) Straßen, um den immer zunehmenden Verkehr im Land zu stützen. Viele Städte befinden sich dabei in kritischen Situation, besonders wenn es darum geht in den Hauptverkehrszeiten, platz für den alle Autos zu bieten. So entstehen Staus. Diese Staus entstehen meist nur zu diesen Zeiten, den nur die Hauptverkehrszeiten stellen ein Problem dar.

Ähnlich ist es beim Strom. Während den Hauptnutzzeiten wird besonders viel Strom gebraucht, diesem Anspruch ist nur schwer nachzukommen mit der jetzigen Infrastruktur. Und wenn zur gleichen Zeit weniger Strom produziert wird als benötigt, kommt es zu Stromausfällen.

Hinzu kommen, wie zum Beispiel in unserer Region, andere Faktoren, wie Regen. Schwerer Regen und starke Winde können auch dafür sorgen, dass es zu Stromausfällen kommt, da sie Stromleitungen oder Mästen schaden. Der Großteil des Stroms wird hier direkt zu den Häusern über Oberleitungen gebracht, die natürlich in solchen Situationen sehr anfällig sind. Da diese Vorfälle aber lange Stromausfälle zur Folge hätten und kaputte Leitungen und Mäste fatale Folgen für Fußgänger oder Teilnehmer im Straßenverkehr haben können, werden Leitungen oft einfach aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Dies hat zwar kurze Stromausfälle zur Folge, verhindert aber sehr viel schwerwiegenderer Situationen.

So sind sie ziemlich alltäglich und gehören dazu.

Und selbst wenn sie extrem störend wären, passt man sich einfach dem generellen Verhalten an. Kein Anderer regt sich drüber auf, also warum sollten wir es tun?

Quellen:
- https://www.bijlibachao.com/general-tips/why-do-power-cuts-happen.html
- http://www.livemint.com/Industry/tnV2NUSAK8PbFs7pSzoL0I/India-faces-daily-power-outage-of-30000-MW.html
- http://powercuts.in

Sonntag, 13. September 2015

Nach einem Monat


Nun sind wir seit einem Monat in Indien und fast einen Monat bei unserer Organisation PDS. Die letzten Wochen waren ereignisreich. Wir haben jetzt die sogenannte ‘Integrationsphase’ hinter uns. Sie soll vor allem dazu dienen, es den Freiwilligen ermöglichen, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Sie sollen sich einleben in ihrer Unterbringung, mit den Menschen die dort um sie herum sind, dem Tagesablauf und ihren Aufgaben. Am Anfang ist alles neu und aufregend. Das ist klar und es macht Sinn diese Integrationsphase zu haben. Der Ablauf ist verschieden von Projekt zu Projekt, doch vor allem geht es darum, den Freiwilligen ein bisschen Zeit zu geben.

Wir hatten diese Zeit, aber nicht zu lang. Und darum bin ich sehr froh.

Von Anfang an ging es bei uns eigentlich schon richtig los. Natürlich hatten wir Zeit, uns die Umgebung anzuschauen. Uns wurden auch viele Sachen gezeigt. Dennoch hatten wir von Beginn an Aufgaben und einen festen Tagesablauf. Natürlich ist man nicht in Vollzeit beschäftigt und hat die ganze Zeit zu arbeiten. Aber trotzdem habe ich mich gleich, wie ein Mitarbeiter von PDS gefühlt.

Wir müssen selbst vom Office zurückfahren (falls wir dort etwas zu arbeiten haben oder etwas erledigen müssen, wofür wir eine etwas längere Zeit Internet brauchen) und essen mit den Mitarbeitern. Morgens nimmt uns jedoch meist ein Mitarbeiter mit. Wir wurden schon mit der Dokumentationsarbeit beauftragt - hauptsächlich Fotos. Dazu sind wir auch oft anderweitig unterwegs, wie zum Beispiel den Direktor der Organisation zu verschiedenen Events zu begleiten. Flyerdesigns und das Erneuern der Daten für die Präsentation der Organisation  für das Jahr 2015 sind/waren einige unserer anderen Aufgaben.

Wie gesagt, wir sind von Anfang an dabei. Wir haben Verantwortung, besonders mit unserem Großprojekts des einstündigen Films über unsere Organisation. Das gefällt mir. Wir sind frei, in dem was wir tun und wie wir Dinge angehen. Aber trotzdem, weiß ich, dass von uns langfristig etwas erwartet wird. Das wurde uns auch schon erklärt. 

Und wenn ich drüber nachdenke ist es meiner Meinung nach das Beste, es so anzugehen. Von Anfang an voll drin, nicht getätschelt.

Die Größe der Organisation und Reichweite haben wir so nicht erwartet. Und dass das alles in den Film soll wird anstrengend. Aber es hat auch was Motivierendes und ich freue mich auf die Arbeit. Mit den Vorbereitungen für den Film haben wir schon begonnen und erste kleine Aufnahmen existieren schon. Jetzt müssen wir richtig loslegen.

Die letzen Wochen haben mir gezeigt, dass man uns das auch alles zutraut.

Die Organisation und die Umgebung in der wir leben ist toll. Wir lernen viele Menschen kennen. Menschen aus vielen Teilen Indiens und der Welt, die für die Organisation arbeiten, Menschen die zu besuch kommen, ob aus geschäftlichen Gründen oder weil sie Urlaub machen. Und dann dazu die Landschaft, wie aus einem Film eben. 

Meine erste Kakerlake durfte ich auch schon fangen und heute Morgen habe ich eine in meinem Schrank gefunden. Die lass ich aber glaub ich in Ruhe. Ich bin echt kein Fan von den Viechern.

Ach, und Wäsche trocknen ist anstrengend. Aber das ist nur für den Moment, denn die Regenzeit sollte bald vollständig vorbei sein.



Definitiv ein Umfeld was abwechslungsreich, angenehm, aber auch spannend ist. Ein sehr gutes Umfeld.